Biber-Teich nahe Hermeskeil plötzlich leer – Großes Entsetzen im Hochwald

Jahrelang haben sich Biber an der Landstraße in Richtung Hermeskeil an einem kleinen See getummelt. Sie errichteten einen Damm und es entwickelte sich ein neues Biotop. Doch der Teich ist nun leer. Das sind die Gründe:
Der Biber-Teich bei Hermeskeil ist leer. Wie groß die Folgen sind, ist noch unklar. Foto: Florian Blaes
Der Biber-Teich bei Hermeskeil ist leer. Wie groß die Folgen sind, ist noch unklar. Foto: Florian Blaes

Verkehrsteilnehmende, die in Richtung Hermeskeil unterwegs sind und vom Höfchen kommen, haben ihn beim Vorbeifahren bemerkt: den immer größer gewordene Biber-Teich neben dem Lascheider Hof an der Landstraße 151. Schätzungsweise vor über zehn Jahren haben hier erstmals die Biber vor einem Ablaufrohr an der Landstraße einen Damm gebaut. In den Folgejahren staute sich immer mehr und immer tiefer das Wasser. Es ist ein richtiger kleiner See entstanden. In heißen Sommermonaten konnte man sehen, wie Menschen sich mit Decken an den Teich gelegt hatten. Aber auch unzählige Tiere haben sich hier neben dem Biber angesiedelt. Fische wurden heimisch, Enten, Graureiher und Kanada-Gänse haben sich niedergelassen.

„Lascheider-See“ ist leergelaufen

Doch am vergangenen Donnerstagnachmittag (28. März 2024) der große Schock: Der Biber-See ist leer. Am Abend veröffentlichte die Stadtbürgermeisterin Lena Weber ein Statement in den sozialen Medien: „Unser Herz blutet. Viele von euch wird es sicher genauso gewundert, vielleicht auch erschüttert haben wie mich auch. Plötzlich ist der ‚Lascheider See‘ nicht mehr da.“

Fotos zeigen die Lage vor Ort:

Wasserpegel wurde zur Gefahr: Biber-Damm stürzt ein

Am frühen Freitagmorgen haben wir mit der Stadtbürgermeisterin sprechen können: „Ich bin dort gestern eher zufällig vorbeigekommen. Als ich sah, dass dort ein großer Zulauf ist, habe ich angehalten und habe mich informiert. Dann kam die Rückmeldung, dass hier Gefahr im Verzug ist und man schnellstmöglich handeln musste.“ Vor Ort war unter anderem der Landesbetrieb für Mobilität (LBM) mit einem Bagger.

Da wir aufgrund der Feiertage derzeit niemanden erreichen, erklärte uns aber Lena Weber, warum jetzt so plötzlich hier gehandelt wurde. „Der LBM hat mir erklärt, dass der Damm der Biber unmittelbar vor dem großen Durchlaufrohr gewesen ist. Aber dieser wurde durch Geäst und allem, was der Biber angeschleppt hatte, immer mehr zu. In den letzten vier Monaten hat sich der Wasserpegel sehr hoch angestaut. In der Folge wurde auch die Aufschüttung der Landstraße immer weicher. Hinter dem Rohr floss ebenfalls immer mehr Wasser aus der Erde. Es bestand die Gefahr, dass jederzeit die Straße absacken könnte. Um diese Gefahr zu bannen, wollte man den Pegel absenken. Ein Rohr wurde durch das vorhandene Durchlaufrohr und durch den Damm geschoben. Hier muss es allerdings zum Einsturz des Dammes gekommen sein.“

In der Folge strömten auch große Mengen an Wasser den Langwiesenbach und weiter in den Dörrenbach Richtung Hermeskeil. Hier gab es das zweite große Problem. In aller Eile kamen hier das Ordnungsamt, die Feuerwehr und der LBM in der Straße „Am Dörrenbach“ zusammen. Man musste hier ein Hühnergehege vor der Flutwelle schützen und Sandsäcke aufstapeln. Der kleine Bachlauf schwoll innerhalb kurzer Zeit um das Dreifache an. Zahlreiche Felder und Wiesen wurden überflutet.

Am Abend war dann der See komplett leer. Die Überflutung hatte sich nach der Flutwelle wieder schnell wieder beruhigt. Viele Fragen bleiben offen, auch bei der Stadtbürgermeisterin Lena Weber: „Informiert wurden wir über diese Maßnahme leider nicht. Wir hätten uns hier eine bessere Beteiligung, auch der Öffentlichkeit, gewünscht. Wir werden uns in den nächsten Tagen ein genaueres Bild von der Lage und möglichen Schäden machen. Und ich kann verstehen, wenn am heutigen Feiertag die Menschen sich entsetzt zeigen.“

Katastrophe: Biotop wurde zerstört

Während unserer Aufnahmen vor Ort halten sehr viele Autos an und Menschen vom Lascheiderhof und Höfchen kommen zum leer gelaufenen See. Unter ihnen ist auch Peter Schiwek, er ist im VG-Rat: „Das ist eine große Katastrophe. Ohne jegliche Absprachen oder Ankündigungen wurde hier ein riesiges Biotop zerstört. Der Biber steht unter sehr strengem Naturschutz und wenn man das dieses Ausmaß hier sieht, kann ich nur doch entsetzt den Kopf schütteln. Es macht mich richtig sprachlos. Hier hat sich die Natur von ganz alleine in jahrelanger Arbeit was aufgebaut und innerhalb weniger Stunden wird es vom Menschen zerstört. Unfassbar!“

Welche Auswirkungen diese Maßnahmen für die Natur hat, ist derzeit noch nicht abschätzbar. Aufgrund der Feiertage Karfreitag und Ostern erreichen wir weder beim LBM, dem Biberbeauftragten RLP noch in der Umweltbehörde zuständige Ansprechpartner. Das Entsetzen in der Bevölkerung ist auf jeden Fall groß, was auch Kommentare unter dem Post von Lena Weber in den sozialen Medien zeigen. Nadine W. schreibt: „Eine Schande! So vielen Tieren wurde der Lebensraum genommen und das während der Brutzeit! Hoffentlich hat es noch ein Nachspiel! Eine Schande mehr fällt mir nicht mehr ein dazu!“

Verwendete Quellen:
– Bericht von Florian Blaes