Zwischenbericht Flugzeugabsturz Reinsfeld: Der Pilot konnte Absturz nicht überleben

Reinsfeld. Nachdem Mitte Juni am Sportplatz ein Kleinflugzeug abgestürzt ist, hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung
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Reinsfeld. Nachdem Mitte Juni am Sportplatz ein Kleinflugzeug abgestürzt ist, hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) newstr.de den Zwischenbericht zugesendet, den wir hier nunnachfolgend auflisten mit den wichtigsten Infos:

Ereignisse und Flugverlauf:

Am Ereignistag startete das mit einem Piloten besetzte Flugzeug um 12:23 Uhr vom Verkehrslandeplatz Marl-Loemühle, Deutschland, mit dem Ziel Colmar, Frankreich. Dort war der Pilot zu einem Geschäftstermin verabredet. Der Streckenflug wurde nach Instrumentenflugregeln durchgeführt. Nach dem Start auf der Piste 07 drehte das Flugzeug nach Süden… Während des Reiseflugs hatte der Pilot nacheinander Kontakt mit 3 verschiedenen Flugverkehrskontrollstellen. Um 12:51 Uhr meldete er sich bei der dritten Kontrollstelle an und bestätigte, dass er in Flugfläche 90 auf das Drehfunkfeuer GTQ bei Grostenquin, Frankreich, zuflog. Um 13:13 Uhr wurde der Pilot von dem Radarlotsen angesprochen, ob er weiterhin das Drehfunkfeuer GTQ anfliege. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich der Kurs des Flugzeugs in südöstliche Richtung. Er antwortete: „Some turbulence“ (Einige Turbulenzen) . Acht Sekunden später fragte der Fluglotse: “Which heading are you flying?“ (Welche richtung fliegst du?). Darauf bekam er keine Antwort mehr, der Kontakt zwischen Flugzeug und Bodenfunkstelle war abgebrochen. Das letzte Radarziel wurde um 13:14 Uhr aufgezeichnet. Kurz danach gingen die ersten Anrufe mit der Meldung eines Flugzeugabsturzes im Bereich der Ortschaft Reinsfeld bei der Notrufzentrale der örtlichen Polizei und Feuerwehr ein. Mehrere Zeugen sagten, dass sie einen Knall gehört hatten und dann ein Flugzeug in mehreren Teilen vom Himmel fallen sahen.

Angaben zum Luftfahrzeug:

Die Piper PA-34 Seneca ist ein zweimotoriger, sechssitziger Ganzmetall Tiefdecker mit Einziehfahrwerk in Bugradanordnung. Das Muster wird von 2 Sechszylinder Kol-bentriebwerken des Herstellers Continental angetrieben.

  • Hersteller: Piper Aircraft Corporation
  • Muster: PA-34-220T (Seneca III)
  • Seriennummer: 3448006
  • Baujahr: 1990
  • MTOM: 1 999 kg
  • Gesamtflugzeit: 6 319 Stunden
  • Triebwerke: Continental LTSIO und TSIO-360-KB
  • Seriennummern: 1009757 und 1009758
  • Laufzeit: 22 Stunden
  • Zyklen: 28 Landungen
  • Das Flugzeug wurde bis 2019 in der Schweiz betrieben. Im September 2019 wurde es beim Luftfahrt-Bundesamt auf die Firma des Piloten zugelassen. Es wurde für Geschäftsreisen eingesetzt.

Unfallstelle und Feststellungen am Luftfahrzeug

Die Unfallstelle lag westlich der Ortschaft Reinsfeld in einem Waldgebiet. Der Flug-zeugrumpf mit der inneren linken Tragfläche einschließlich Motorgondel (Haupt-wrack) lag am Südrand vom Reinsfelder Sportplatz. Der Rumpf war flach auf dem Boden aufgekommen, so dass die Rumpfoberseite nach unten gestaucht und die Kabine eingedrückt war. Vom Hauptwrack aus erstreckte sich das Gebiet, in dem Wrackteile gefunden wurden, etwa 900 m in westliche Richtung mit einer seitlichen Ausdehnung von etwa 300 m. Das linke Triebwerk lag 31 m südlich vom Rumpf auf einer Wiese. Es lag flach auf dem Boden. Eines der 3 Propellerblätter steckte nahezu unbeschädigt senkrecht im weichen Erdboden. Die anderen beiden Propellerblätter waren ebenfalls unbeschädigt. Der Spinner war auf der dem Boden zugewandten Seite eingedrückt. Die abgerissene äußere linke Tragfläche lag verkehrt herum 392 m nordwestlich von dem Hauptwrack entfernt im Wald. Ein Teil des Kraftstoffes befand sich noch im Tragflächentank und wurde abgepumpt. Der andere Teil war durch die abgerissenen Kraftstoffleitungen ausgelaufen. Der Randbogen der linken Tragfläche lag 870 m westlich des Hauptwracks und damit am weitesten entfernt. Die komplette rechte Tragfläche einschließlich Motorgondel und Motor war an der Wurzelrippe vom Rumpf abgerissen. Sie lag verkehrt herum 124 m westlich von dem Hauptwrack im Wald. Der noch im Flächentank vorhandene Kraftstoff wurde vor der Bergung ebenfalls abgepumpt. Das Seitenleitwerk war vom Rumpf getrennt und in 2 Teile zerbrochen. Der obere Teil des Ruders einschließlich Ausgleichsmasse lag 573 m von dem Hauptwrack ent-fernt. Die Seitenleitwerksflosse mit dem unteren Ruderteil lag 636 m westlich des Hauptwracks. Teile des Höhenleitwerks wurden 427 m bzw. 669 m nordwestlich des Hauptwracks gefunden. Alle Wrackteile wurden geborgen und zur weiteren Untersuchung zur BFU nach Braunschweig transportiert.

Medizinische und pathologische Angaben

Die rechtsmedizinische Untersuchung ergab, dass der Pilot an einem unfallbedingten Polytrauma verstorben war.

Überlebensaspekte

Der Unfall war aufgrund der hohen Aufprallenergie des Rumpfes nicht überlebbar.

 

Hier sind alle nochmals alle Berichte zum Absturz:

Erstbericht: Cessna stürzt am Sportplatz Reinsfeld ab, Pilot stirbt

Großeinsatz im Hochwald: 49- jähriger Pilot stirbt bei Cessna- Absturz bei Reinsfeld

Absturz in Reinsfeld: Cessna zerbrach in der Luft, Bergung des Wracks

Nach Flugzeugabsturz: Polizei sucht Wrackteile im Wald, Umweltgeotechniker untersuchen Waldboden