Anstieg der Delikte im Drogengeschäft – Keine Knappheit wegen Corona

Vieles war in den vergangenen Monaten anders: Keine langen Abende an der Theke, keine großen Konzerte, keine durchtanzten Nächte in vollen Clubs. Der Drogenkonsum blieb, so die Einschätzung der Polizei, trotzdem konstant.
In Deutschland steigt die Zahl der Rauschgiftdelikte. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Frank Leonhardt
In Deutschland steigt die Zahl der Rauschgiftdelikte. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Frank Leonhardt
In Deutschland steigt die Zahl der Rauschgiftdelikte. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Frank Leonhardt
In Deutschland steigt die Zahl der Rauschgiftdelikte. Symbolfoto: dpa-Bildfunk/Frank Leonhardt

Berlin (dpa) – Seit neun Jahren steigt in Deutschland die Zahl der Rauschgiftdelikte, die der Polizei bekannt werden. Das Bundeskriminalamt (BKA) geht davon aus, dass dies nicht nur das Ergebnis erfolgreicher Fahndung ist. Vielmehr sieht die Behörde in dem Anstieg auch einen Hinweis darauf, dass hierzulande mehr illegale Drogen konsumiert werden. Denn das Kontrollniveau war 2019 laut BKA-Chef Holger Münch etwa so hoch wie im Jahr zuvor.

Größter Anstieg bei Kokain

Der mit Abstand größte Anstieg (plus 12,2 Prozent) wurde 2019 bei Delikten im Zusammenhang mit Kokain verzeichnet. „Wir stellen fest, dass es keine Elite-Droge mehr ist“, erklärte Münch am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des aktuellen Lagebildes zur Drogenkriminalität. Auch junge Menschen griffen vermehrt zu Kokain.

Weniger Handel mit Crystal Meth

Einen leichten Rückgang gab es dagegen im Handel mit Crystal Meth. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), sieht darin auch das Ergebnis erfolgreicher Präventionsarbeit. Beispielsweise habe man 2015 begonnen, konsumierende Mütter anzusprechen, Leitlinien für die Behandlung von Abhängigen entwickelt und das Thema an Schulen in besonders betroffenen Gebieten besprochen. Ludwig kündigte an, nun die Kokain-Prävention zu einem neuen Schwerpunkt ihrer Arbeit zu machen.

Keine Drogenknappheit durch Corona

Obwohl der Drogenschmuggel durch Kuriere und der Straßenverkauf von Rauschgift in diesem Jahr durch Beschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie erschwert wurden, hat die Polizei in den vergangenen Monaten laut Münch „keine Knappheit auf dem Markt festgestellt“. Rauschgift sei weiter hergestellt sowie per Luftfracht und auf dem Seeweg transportiert worden. Auch der Konsum sei wohl konstant geblieben. Die Drogenhändler hätten sich sehr schnell umgestellt: Die Bestellung über Internet-Plattformen und der Versand kleinerer Mengen per Post – bevorzugt an Packstationen – hätten weiter zugenommen.

Mehr Drogenlabore ausgehoben

Dem Rauschgift-Lagebild zufolge wurden 2019 bundesweit 31 illegale Labore zur Herstellung synthetischer Drogen ausgehoben. Das entsprach einem Anstieg von rund 63 Prozent. Deutschland – und insbesondere Nordrhein-Westfalen – kommt laut BKA zudem eine bedeutende Funktion als Zwischenlager und Transitstaat für Chemikalien zu, die zur Rauschgiftherstellung in den Niederlanden bestimmt sind.

Anstieg von Rauschgiftdelikten

Insgesamt stieg die Zahl der 2019 registrierten Rauschgiftdelikte um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 359.747 an. Die mit Abstand meisten Delikte standen im Zusammenhang mit Cannabis (217.929). „Statt Ressourcen auf die Verfolgung von Konsumenten zu verschwenden, sollten Bund und Länder gezielt gegen die organisierte Drogenkriminalität und den Schwarzmarkt vorgehen“, forderte der drogenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Wieland Schinnenburg. Einen Beitrag dazu könne die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene sein, die erhebliche Ressourcen bei den Ermittlungsbehörden freisetzen würde.

Hauptsächlich deutsche Tatverdächtige

Bei Ermittlungen zum Handel mit synthetischen Drogen stieß die Polizei laut BKA-Statistik 2019 hauptsächlich auf deutsche Tatverdächtige (80 Prozent). Unter den mutmaßlichen Heroin-Händlern besaß jeder Zweite die deutsche Staatsbürgerschaft. Bei den Tatverdächtigen im Kokain-Handel waren laut BKA 57 Prozent Ausländer.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur