Gastgewerbe im Saarland hat nahezu jede fünfte Fachkraft verloren – auch wegen Corona

Innerhalb von zwei Jahren sind dem saarländischen Gastgewerbe fast ein Fünftel der Fachkräfte verloren gegangen. Die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) spricht von massiven Personalverlusten und fordert attraktivere Arbeitsbedingungen.
Den NGG-Angaben zufolge müsse der massive Beschäftigungseinbruch durch attraktive Arbeitsbedingungen gestoppt werden. Foto: dpa-Bildfunk/Christophe Gateau
Den NGG-Angaben zufolge müsse der massive Beschäftigungseinbruch durch attraktive Arbeitsbedingungen gestoppt werden. Foto: dpa-Bildfunk/Christophe Gateau

Saar-Gastgewerbe verliert 19 Prozent der Fachkräfte

Über einen massiven Beschäftigungseinbruch im saarländischen Gastgewerbe hat die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG) am heutigen Dienstag (5. Oktober 2021) informiert. Laut Mitteilung stellte die Agentur für Arbeit im Vergleichszeitraum 31. März 2019 bis zum 31. März 2021 folgende Entwicklungen fest:

  • Zahl der Fachkräfte fiel von 4.762 auf 3.846 Personen (-19,24 %)
  • Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten fiel von 8.174 auf 7.007 (-14,3 %)
  • Zahl der Minijobber:innen fiel von 11.155 auf 7.772 (-30,33 %)

Einer der Gründe: Corona

Im März hatte das Statistische Bundesamt über das Leid des Gastgewerbes in Deutschland infolge des Corona-Lockdowns berichtet. In der wirtschaftlichen Misere (März 2020 bis Januar 2021 war der Analysezeitraum) gingen trotz Kurzarbeit viele Jobs in der Branche verloren. Auch der saarländische Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hatte jüngst im Mai darauf aufmerksam gemacht, dass insbesondere das Gastgewerbe unter einem Fachkräfteverlust zu leiden hat. Zahlreiche Beschäftigte sollen in andere Branchen gewechselt sein.

NGG fordert attraktivere Arbeitsbedingungen

„Als Hemmnis zur Gewinnung neuer Fachkräfte erweist sich auch die aktuelle Einkommenssituation„, teilte die NGG Saar mit. So unterlaufe „der aktuell in Nachwirkung befindliche Entgelttarifvertrag den gesetzlichen Mindestlohn in Höhe von 9,60 Euro pro Stunde“. Die unterste Entgeltgruppe betrage den Angaben zufolge derzeit 9,35 Euro pro Stunde. Aus diesem Grund fordert die Gewerkschaft nun eine zeitnahe Aufnahme von Tarifverhandlungen für die Beschäftigten in der Branche.

Mark Baumeister, Geschäftsführer der NGG-Region Saar, dazu: „Wir befinden uns in fast allen Bundesländern in Tarifverhandlungen. Wir wissen um die schwierige Lage der Betriebe. Aber nur gemeinsam können wir Beschäftigung und Betriebe sichern“. Ein Einstiegslohn für Fachkräfte von 11,60 Euro pro Stunde sei seiner Auffassung nach „nicht zeitgemäß“. Man benötige daher „einen neuen Entgelttarifvertrag, der sich deutlich vom gesetzlichen Mindestlohn abhebt„.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten (NGG), Region Saar vom 05.10.2021
– eigener Bericht