„Gesundheitsversorgung vor dem Kollaps“: Saar-Aktionsbündnis spricht Warnung aus

Saar-Aktionsbündnis warnt: Gesundheitsversorgung vor dem Kollaps

Ein neues Aktionsbündnis im Saarland fordert grundlegende Reformen im Gesundheitswesen. Verschiedene Akteure aus dem medizinischen Bereich haben sich zusammengeschlossen und warnen vor einem Kollaps der Versorgung. Diese sei „so wie wir sie kennen, am Ende“.

Lange Wartezeiten, überfüllte Notaufnahmen und fehlende Medikamente

Im bestehenden deutschen Gesundheitssystem hake es demnach an allen Ecken und Enden: Vom langen Warten auf Arzttermine, über überfüllte Notaufnahmen bis zu Apotheken, die wichtige Medikamente nicht mehr haben. „Wir halten nicht mehr mit Vollgas auf die Wand zu, wir sind bereits gegen die Wand gefahren„, so Dr. Josef Mischo, der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes.

Das Kernproblem: Fehlendes Personal

Kernproblem sei dabei der Fachkräftemangel. „Viele Arzt- oder Zahnarztpraxen sind telefonisch kaum noch erreichbar oder müssen sogar die Sprechstundenzeiten einschränken, weil es nicht genügend Personal für einen ordnungsgemäßen Betrieb in Haus-, Zahn- und Facharztpraxen gibt“, so Mischo. In Krankenhäusern falle immer wieder der Betrieb ganzer Stationen aus, weil die vorgegebenen Personalschlüssel nicht mehr erfüllt werden können. Ursache sei dabei unter anderem, die abnehmende Attraktivität von Gesundheitsberufen – auch durch überbordende Bürokratie.

Patient:innen sind bei Organisation teils auf sich allein gestellt

Peter Springborn, Landesgeschäftsführer des Sozialverband VdK Saarland, kritisiert zudem die fehlende Lenkung von Patient:innen durch das System. Man leiste sich ineffiziente Doppelstrukturen, die dringend benötigte Ressourcen verschlängen. „Obendrein bürdet es den Patienten Aufgaben auf, die diese gar nicht erfüllen können, wie beispielsweise die Organisation einer Kurzzeitpflege.“

Schuld sei „völlig verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte“

Das System habe einen Punkt erreicht, bei dem ein „weiter so“ nicht möglich sei. Das Bündnis wolle daher deutlich machen, dass nicht Ärzt:innen, Krankenhäuser, Apotheker:innen, Pflegekräfte oder Medizinischen Fachangestellte Schuld an der Misere sind, sondern die „völlig verfehlte Gesundheitspolitik der letzten Jahrzehnte.“

Land und Bunde sollten Gesundheitsversorgung höchste Priorität geben

Land und Bund seien in der Verantwortung, den Bürger:innen „endlich die Wahrheit über die Situation der Gesundheitsversorgung zu sagen“. Man müsse das Richtige tun, „um das System auf sichere finanzielle Füße zu stellen, Fehlanreize zu beseitigen und zukunftsfeste Strukturen zu schaffen“. Die Forderung der Bündnispartner: Der Gesundheitsversorgung als zentralem Element der Daseinsvorsorge höchste Priorität zu geben.

Bündnis schlägt Modell-Projekt vor: Neue Konzepte im Saarland testen

Es gelte nun aus einer Mangelverwaltung ein solides System zu formen. Da viele Entscheidungen jedoch auf bundespolitischer Ebene fallen, schlägt das „Aktionsbündnis Gesundheit“ der Landesregierung die gemeinsame Entwicklung eines Modell-Projektes vor. Man könne nach alternativen Konzepten suchen, die die Versorgung der Bevölkerung auf hohem Niveau und zu bezahlbaren Kosten sichern könnten, und diese im Saarland testen. Aus den Erfahrungen ließe sich für das Gesundheitswesen in Deutschland insgesamt lernen.

Mitglieder des Aktionsbündnisses Gesundheit sind:

• Apothekerkammer des Saarlandes
• Ärztekammer des Saarlandes
• Ärztekammer des Saarlandes Abt. Zahnärztefacharztforum Saar
• Kassenärztliche Vereinigung Saarland
• Kassenzahnärztliche Vereinigung Saarland
• Psychotherapeutenkammer des Saarlandes
• Saarländische Krankenhausgesellschaft
• Saarländischer Apothekerverein
• Saarländischer Hausärzteverband
• Saarländischer Pflegebeauftragter
• Sozialverband VdK Saarland

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des Aktionsbündnisses Saarland