Innenministerium lässt Graffiti-Kunst unter Wilhelm-Heinrich-Brücke überstreichen

Nicht einmal zwei Jahre lang zierte die Zeichnung einer Saarbrücker Künstlerin die Pfeiler unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke in Saarbrücken. Nun wurde das Kunstwerk übermalt. Weitere sollen folgen.
Künstlerin Sabrina Inzillo hatte die Zeichnungen unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke gestaltet. Diese sind jetzt verschwunden. Archivfoto: BeckerBredel
Künstlerin Sabrina Inzillo hatte die Zeichnungen unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke gestaltet. Diese sind jetzt verschwunden. Archivfoto: BeckerBredel
Künstlerin Sabrina Inzillo hatte die Zeichnungen unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke gestaltet. Diese sind jetzt verschwunden. Archivfoto: BeckerBredel
Künstlerin Sabrina Inzillo hatte die Zeichnungen unter der Wilhelm-Heinrich-Brücke gestaltet. Diese sind jetzt verschwunden. Archivfoto: BeckerBredel

Sabrina Inzillo gestaltete das Graffiti an den Pfeilern der Wilhelm-Heinrich-Brücke im April 2019 in der Reihe #waterwomensworld. Es war die erste feministische Großwandbemalung einer Künstlerin aus Saarbrücken.

Auch „Europasäulen“ sollen überstrichen werden

„War“ – denn die Zeichnungen wurden nun von den Säulen entfernt, das Kunstwerk grau überstrichen. Wie die Grünen in einer Pressemitteilung berichten, sollen auch die „Europasäulen“ auf der anderen Saarseite bald wieder ergrauen. Erst im Juli waren diese im Rahmen des Wettbewerbs „Graffiti für Europa“ bunt besprüht worden.

Innenministerium fürchtete um Fördermittel

Die Flächen waren ursprünglich von der Stadt für Sprayer:innen freigegeben. Laut SPD hat das Innenministerium unter Klaus Bouillon (CDU) nun jedoch ein Verbot für die Gestaltung durch Graffiti-Künstler und die Entfernung der Werke veranlasst. Die Kunst im öffentlichen Raum entspreche nicht den Förderbedingungen der mit Landes- und EU-Mitteln sanierten Brücke.

Grüne und SPD fordern Aufklärung und Einhalt

Die Entscheidung stößt auf reichlich Kritik. Die Grünen fordern eine umgehende Aufklärung der Stadtverwaltung. Zudem müsse verhindert werden, dass auch die neuen Graffitis auf der anderen Seite der Saar übermalt werden. Die Maßnahme sei völlig unverständlich.

Auch die SPD nennt die Entfernung der Kunstwerke „grotesk“. Zudem sei damit nichts gewonnen. Die ungenutzten Flächen würden bald von „illegalen, künstlerisch zweifelhaften Graffitis“ übersät. Und tatsächlich sind bereits erste Schmierereien an den Säulen zu sehen. Die Pfeiler wurden – wenn man so will – mit den Namen der aktuellen „Künstler“ Bouillon und Oberbürgermeister Uwe Conradt (CDU) versehen.

Die Stadtverwaltung müsse, so die SPD, nun mit dem Innenministerium über die erneute Freigabe der Flächen verhandeln. Andernfalls solle Saarbrücken zumindest andere Wände oder Säulen für die Sprayer:innen freigeben.

Künstlerin kritisiert Logik der Stadt Saarbrücken

Nicht zuletzt hat auch die Künstlerin, deren Werk bereits zerstört wurde, eine klare Botschaft an die Entscheider. Gerade in Pandemie-Zeiten sei es eine „Superlogik“ Künstler:innen weitere Freiräume wegzunehmen, indem man genau das tue, was man den Sprayer:innen versagt: Die Wände übermalt.


Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung der SPD Saarbrücken
– Pressemitteilung der Grünen Saarbrücken
– Instagram
– Facebook
– Eigene Recherche