Krawalle nach SVE-Spiel: Fans widersprechen Darstellung der Polizei

Fans des F.C. Hansa Rostock widersprechen der Darstellung der saarländischen Polizei zu Krawallen beim Spiel gegen den SV Elversberg in Saarbrücken. Der Einsatz sei fragwürdig und unverhältnismäßig gewesen.
Der Einsatz der Polizei sei laut den Rostocker Fans unverhältnismäßig gewesen. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Bildfunk
Der Einsatz der Polizei sei laut den Rostocker Fans unverhältnismäßig gewesen. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Bildfunk

Polizei berichtet von kritischem Aufeinandertreffen von Fangruppen

Am Samstag, dem 5. August 2023 spielte der SV Elversberg im Saarbrücker Ludwigsparkstadion gegen den 1. FC Hansa Rockstock. Im Nachgang berichtete die Polizei, dass das Spiel vor mehr als 8.000 Zuschauenden zwar friedlich verlaufen sei. Nach Ende der Partie sei jedoch ein massives Eingreifen erforderlich gewesen, „als Gästefans ihren Block vorzeitig verließen und auf eine größere Anzahl Problemfans des 1. FC Saarbrücken trafen.“

Fans sollen mit Gewalt versucht haben, Tor zu öffnen

Als die Öffnung der Tore des Gästeblocks bevorstand, hätte sich demnach eine größere Gruppe von FCS-Anhänger:innen in der Camphauser Straße versammelt, um auf die Gäste zu warten. Daher habe sich die Öffnung kurz verzögert. Die Rostock-Fans hätten daraufhin „mit körperlicher Gewalt und dem Werfen von Gegenständen“ versucht, das noch verschlossene Tor zu öffnen. Dabei seien Einsatzkräfte verletzt worden.

Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstock ein

„Als es den Rostocker Fans schließlich gelang, das Tor gewaltsam zu öffnen, kam es zum Einsatz von Pfefferspray und Schlagstock“, teilte die Polizei mit. Darüber hinaus sei es im Bereich der Saarbrücker Schleifmühle zu einer Auseinandersetzung zwischen Saarbrücken- und Rostockfans gekommen. Auch hier setzten die Einsatzkräfte Schlagstock und Pfefferspray ein. Letztlich habe man alle Gäste zum Bahnhof geleiten können.

Rostock-Fans widersprechen der Darstellung: Einsatz fragwürdig und unverhältnismäßig

Die Fans des 1. FC Hansa Rostock haben offenbar jedoch eine andere Sicht auf die Dinge. Das berichtet die „Blau Weiß Rote Hilfe“, die sich der Unterstützung von Hansa-Fans bei Problemen mit Polizei, Justiz und Verwaltung verschrieben hat. Sie beschreibt den Polizeieinsatz viel mehr als fragwürdig und unverhältnismäßig.

Fans hätten Gästeblock nicht vorzeitig verlassen

Die Polizei habe den Ausgang ohne Ankündigung für etwa eine halbe Stunde verschlossen. Die Behauptung, dass Fans den Gästeblock vorzeitig verlassen hätte, um eine Auseinandersetzung mit Saarbrücker Fans zu suchen, entbehre jeglicher Grundlage. Vielmehr habe der Block sich aufgrund der Nachspielzeit und späten Treffern „äußerst spät“ geleert, so die Initiative.

Sperrung der Tore nicht vorab angekündigt oder begründet

Die Tore seien trotz friedlichen Gesprächen mit Beamt:innen und dem Hinweis, dass viele ihre Züge erreichen müssen, verschlossen geblieben. Per Lautsprecheransage habe die Polizei zwar mitgeteilt, dass sie alle Fans gemeinsam zum Hauptbahnhof bringen wolle, jedoch nicht, warum. Die „Blau Weiß Rote Hilfe“ bemängelt dabei, dass es sich bei der Fantrennung wohl um keine spontane Maßnahme handelte, eine Ankündigung im Vorfeld jedoch ausblieb.

Es sei fraglich, ob Beamte nicht durch eigenen Pfefferspray-Einsatz verletzt wurden

Die Initiative kritisiert auch die spätere Darstellung der Polizei in der Öffentlichkeit. „Aufeinandertreffen mit Saarbrücker Fans, wie seitens der Polizei dargestellt, konnten zumindest alle in der Kürze der Zeit befragten Gästefans nicht bestätigen“, so die BWRH. Es sei außerdem fraglich, inwieweit Polizeibeamte tatsächlich verletzt worden seien „und wenn, ob nicht das massiv eingesetzte Pfefferspray durch sie selbst der tatsächliche Grund dafür ist.“

Welche Darstellung den tatsächlichen Geschehnissen nach dem Fußballspiel näher kommt, bleibt allerdings wohl ungewiss.

Verwendete Quellen:
– Eigener Artikel
– Mitteilung der „Blau Weiß Roten Hilfe“