Krebserreger, Salmonellen und Überdosen: Experten warnen vor Nahrungsergänzungsmitteln

Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland greift zu Nahrungsergänzungsmittel für Vitamine, Mineralstoffe oder auch Schönheit von innen. Die Kapseln und Tabletten sind allerdings nicht ungefährlich. Verbraucherschützer:innen fanden in den Präparaten etwa Salmonellen oder krebserregende Stoffe.
Die Hälfte der Deutschen nimmt Nahrungsergänzungsmittel – die sind aber nicht ungefährlich. Symbolfoto: Matthias Hiekel/dpa-Bildfunk
Die Hälfte der Deutschen nimmt Nahrungsergänzungsmittel – die sind aber nicht ungefährlich. Symbolfoto: Matthias Hiekel/dpa-Bildfunk

Laut einer Forsa-Umfrage haben 49 Prozent der Deutschen in den vergangenen sechs Monaten ein oder mehrere Nahrungsergänzungsmittel gekauft. Immer mehr Menschen greifen demnach zu solchen Präparaten. Im Jahr 2016 waren es demnach nur 35 Prozent der Befragten. Dabei wählten 67 Prozent der Käufer:innen die Mittel aufgrund ihrer Inhaltsstoffe, 52 Prozent aufgrund der damit verbundenen Gesundheitsaussagen. Jeweils rund zwei Fünftel kauften die Präparate in Apotheken und Drogerien. Allerdings finden 68 Prozent der Befragten, dass die Behörden die Unbedenklichkeit der Mittel überprüfen sollten.

Nahrungsergänzungsmittel können Herz- und Organschäden verursachen

Das fordert auch die Verbraucherzentrale. Die Bundesregierung müsse Verbraucher:innen vor Irreführung und gesundheitlichen Risiken schützen und den Markt strenger regulieren. „Superfood fürs Immunsystem, Vitamin D gegen Coronaviren, Mineralstoffe für Schönheit von innen: Glaubt man den Werbeaussagen mancher Anbieter, können Nahrungsergänzungsmittel wahre Wunder bewirken“, so die Lebensmittelexpertin der Verbraucherzentrale, Christiane Seidel. „Tatsächlich können sie aber ernsthafte gesundheitliche Probleme wie Herz- und weitere Organschäden oder Muskelschwäche verursachen.“ Da Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel seien, dürften sie zudem keine Vorbeugung oder Linderung von Krankheiten versprechen.

Salmonellen, krebserregende Stoffe und mehr: Bereits 250 Produkte gemeldet

Auf einem Internetportal informieren die Verbraucherzentralen seit fünf Jahren zum Thema. Das dortige Expert:innenteam hat bereits 250 Produkte an die Überwachungsbehörden gemeldet, nach Hinweisen und Beschwerden von Verbraucher:innen. Dabei warnten die Zentralen besonders häufig vor krebserregendem Ethylenoxid in pflanzlichen Nahrungsergänzungsmitteln, vor unzulässigen Arzneisubstanzen, Salmonellen und zu hohen Dosierungen einzelner Inhaltsstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln.  So sind in Kurkuma-Produkten häufig zu viel Curcumin und Piperin enthalten, die die Leber schädigen können.

Supplementierung nur für Risikogruppen sinnvoll

Die Verbraucherschützer:innen betonen: Eine gezielte Supplementierung sei nur für bestimmte Risikogruppen sinnvoll. So empfiehlt sich für Schwangere etwa häufig Folsäure, für Hochbetagte Vitamin D oder für Veganer:innen Vitamin B12. Kinder dagegen bräuchten in der Regel keine Nahrungsergänzungsmittel. Es sei generell insbesondere darauf zu achten, nicht zu viel zu nehmen. Die Präparate sollten demnach lediglich Lücken in der Ernährung füllen, die beispielsweise durch fehlende Milchprodukte entstehen. Dabei decken sie jedoch immer nur wenige Bausteine normaler Lebensmittel ab und könnten demnach kein Ersatz für gesunde Ernährung sein.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur