Weihnachten in Zeiten der Corona-Pandemie: Was wird jetzt aus dem Fest?

Viele Menschen in Deutschland sorgen sich wegen der Pandemie und den Einschränkungen um Weihnachten. Es könnte wahrlich eine stille Nacht werden. Klaut uns das Coronavirus das Fest?
Die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Weihnachten wegen der Corona-Pandemie in Isolation gefeiert werden muss. Symbolfoto: Yui Mok/dpa-Bildfunk
Die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Weihnachten wegen der Corona-Pandemie in Isolation gefeiert werden muss. Symbolfoto: Yui Mok/dpa-Bildfunk
Die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Weihnachten wegen der Corona-Pandemie in Isolation gefeiert werden muss. Symbolfoto: Yui Mok/dpa-Bildfunk
Die Hälfte der Deutschen glaubt, dass Weihnachten wegen der Corona-Pandemie in Isolation gefeiert werden muss. Symbolfoto: Yui Mok/dpa-Bildfunk

Während in anderen Jahren im November allmählich der Vorweihnachtsstress ausbricht und die Deutschen sich über Geschenke den Kopf zerbrechen, steht 2020 in der Corona-Pandemie eine sehr viel essentiellere Frage im Raum: Was wird jetzt aus Weihnachten?

Die Hälfte der Deutschen erwartet ein Weihnachten in Isolation

Das Fest mit Familie, Essen an großer Tafel, Krippenspielen und Gottesdiensten steht auf der Kippe. Laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur rechnet etwa die Hälfte der Deutschen mit Weihnachten in Isolation: 52 Prozent fürchten, dass Haushalte getrennt feiern müssen. 53 Prozent glauben, dass die Gastronomie mit Restaurants und Kneipen über die Feiertage geschlossen bleibt.

8 Prozent glauben, das Fest läuft so wie immer

Immerhin 8 Prozent zeigen sich optimistisch: Sie rechnen damit, dass sowohl Weihnachten als auch Silvester so ablaufen, wie in jedem Jahr. 6 Prozent freuen sich auf das Fest, bei mehr als der Hälfte der Befragten machen sich jedoch eher negative Gefühle breit. Sie blicken mit Sorge (19 Prozent), Traurigkeit (16), Unbehagen (14) und Angst (2) auf Weihnachten.

Uneinigkeit beim Ausblick auf Weihnachten auch in der Politik

Auch in der Politik scheiden sich die Geister: „Ich denke, dass Weihnachten in diesem Jahr ein anderes Weihnachten sein wird“, glaubt EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen. Es werde noch lange dauern, bis Normalität einkehrt. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus dagegen gibt die Hoffnung nicht auf: „Wenn wir es jetzt im November richtig machen, dann haben wir eine Chance, dass wir einigermaßen vernünftig Weihnachten feiern können.“

Weihnachten via Skype: Eine gute Idee?

Die Feiertage in Deutschland werden sich in diesem Jahr wegen abgesagter Weihnachtsmärkte, eingeschränkter Kontakte, und weniger Reisen wohl anders anfühlen als sonst. Einerseits sehnt man sich nach familiärer Geborgenheit, andererseits besteht die Angst sich anzustecken oder selbst zum „Spreader“ zu werden. Aber was sind die Alternativen – Weihnachten per Skype?

Soziologe Sacha Szabo hat das Fest im Wandel der Zeit erforscht. Er glaubt, dass Videoschalten keine befriedigende Lösung seien, da die körperliche Präsenz fehle. Höchstens Telefonate könnten durch die Online-Optionen ersetzt werden. Man könne sich beispielsweise nach der Bescherung kurz zusammenschalten.

Verordnungen folgen „romantisch verklärtem Familienbild“

Das Problem sieht Szabo auch in den aktuellen Verordnungen, die das Konzept „Familie“ eher eindimensional begreifen. „Es wird ein bestimmtes Familienbild transportiert. Angenommen, es dürfen sich die Angehörige zweier Haushalte treffen, dann bildet man, zugespitzt formuliert, die Einkindfamilie der Babyboomer-Generation ab.“

Sobald jedoch die Feier etwa bei den Großeltern stattfinde, es viele Geschwister oder Patchwork-Strukturen gibt, oder die Familie sich aus Freunden zusammensetzt, wird es kompliziert. „All das gibt es natürlich, aber es wird zugunsten eines romantisch verklärten Familienbildes ausgeblendet“, so Szabo.

Politik als Erziehung: Wer artig ist, bekommt ein Geschenk

In den sozialen Medien geben zudem einige zu bedenken, dass Weihnachten nicht der Taktgeber für die Pandemie-Bekämpfung sein dürfe. Vielmehr ginge es doch darum, die Intensivstationen nicht zu überlasten.

„Dass man Weihnachten nimmt, trägt schon auch die Botschaft mit sich: Wenn man jetzt ‚brav‘ ist, dann gibt es ein ’schönes Weihnachtsgeschenk‘. Das kann man dahin deuten, dass die Bürger ein wenig wie Kinder betrachtet werden, die erzogen werden müssen. Aber zugleich ist es eben auch eine Botschaft, die sofort verstanden wird, weil dieses Belohnungsmuster vertraut ist.“

Ostern als Zeitmarke für das Ende der Pandemie

Aber auch ein anderes Fest werde oftmals als Zeitmarke gewählt: „Bei vielen Impfstoffprognosen wird gerne Ostern als möglicher Zeitpunkt genannt, an dem ein Mittel verfügbar ist, mit dem diese Krise endet und das normale Leben wieder beginnt„, so Szabo. Ob das auch so eintritt, weiß jedoch niemand.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur