Letzter Ausweg Babyfenster: In Neunkirchen ist das einzige dieser Art

Es gibt etliche Hilfsangebote für Mütter in Not. Dennoch kommt es vor, dass Säuglinge in Babyklappen anonym abgegeben werden.
Das Fenster der Babyklappe ist geöffnet, Baby-Schlafsack, Handtuch, Decken liegen bereit. Foto: Foto: Harald Tittel/dpa
Das Fenster der Babyklappe ist geöffnet, Baby-Schlafsack, Handtuch, Decken liegen bereit. Foto: Foto: Harald Tittel/dpa

Letzter Ausweg Babyfenster – Bisher neun Inobhutnahmen im Saarland

Es ist als letzter Ausweg für verzweifelte Mütter gedacht: Das Babyfenster an der Marienhausklinik St. Josef Kohlhof in Neunkirchen, das einzige dieser Art im Saarland. Es kann verschiedene Gründe geben, warum Frauen ihr Kind abgeben: verdrängte Schwangerschaft, Überforderung, Vergewaltigung oder Gewalt in der Familie.

Seit Bestehen des Angebots (seit 2001) habe es insgesamt neun Inobhutnahmen gegeben, teilte die Klinik der Deutschen Presse-Agentur mit. Es seien sechs Mädchen und drei Jungen gewesen, die anonym abgeben wurden. Für die beteiligten Mitarbeiter seien „solche Momente sehr emotional“.

Baby kann anonym im Fenster abgegeben werden

Die Mütter kämen meistens nachts. Der Ort der Babyklappe sei so gewählt, dass eine anonyme und unbeobachtete Abgabe des Kindes möglich sei. Hinter dem Fenster befindet sich nach Angaben des Klinikums ein Wärmebettchen. Auf einem Infoblatt werde die Mutter auf die Möglichkeit der anonymen Beratung hingewiesen. Sie könne auch Angaben wie Name und Geburtsdatum des Kindes hinterlegen.

Es gebe etliche Hilfen für Frauen in Notsituationen, sagte eine Sprecherin. „Durch unsere Vernetzung mit den verschiedenen Hilfsorganisationen und der engen Zusammenarbeit mit ‚Frühen Hilfen‘ finden uns viele Frauen, bevor sie keinen Ausweg mehr sehen und das Babyfenster nutzen müssen.“ Auch das Angebot einer anonymen oder einer vertraulichen Geburt trage dazu bei, dass „der letzte Ausweg Babyfenster abgewendet“ werden könne.

Erst nach acht Wochen wird das Baby zur Adoption freigegeben

Bei Abgabe eines Kindes löst ein Bewegungsmelder in der Babyklappe intern einen Alarm aus. Zunächst erfolge die gesundheitliche Versorgung des Kindes. Das Direktorium informiert das Jugendamt, das das Kind in eine Bereitschaftspflegefamilie vermittelt. Nach der Rückmeldefrist für die Mutter von acht Wochen wird das Adoptionsverfahren eingeleitet.

Nach einer Inobhutnahme werde auch Kontakt zum Kriminaldauerdienst des Saarlandes aufgenommen, um den Fall zu melden. Ermittlungen gebe es in der Regel nicht, es sei denn, es stehe der Verdacht eines Verbrechens im Raum, hieß es.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur