Mehrere Millionen Euro Schaden: Betrugsskandal mit Coronatests im Saarland nimmt neue Dimensionen an

Im Saarland nimmt der Betrugsskandal um vorgetäuschte Coronatests immer größere Dimensionen an. Inzwischen laufen bei der Staatsanwaltschaft 26 Ermittlungsverfahren. Der mögliche Schaden beträgt mehrere Millionen Euro.
In 90 saarländischen Corona-Testzentren soll betrogen worden sein. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau
In 90 saarländischen Corona-Testzentren soll betrogen worden sein. Symbolfoto: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Betrugsfälle in saarländischen Corona-Testzentren

Bereits im vergangenen Sommer hatte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken gegenüber SOL.DE bestätigt, dass sie in mehreren Fällen wegen des Verdachts von Betrug bei der Abrechnung von Corona-Tests in saarländischen Testzentren ermittle: „Möglicher Millionen-Betrug bei Corona-Tests im Saarland: Staatsanwaltschaft ermittelt“. Im Zeitraum zwischen Juli 2021 und Juni 2022 sollen in der Region 10,15 Millionen Corona-Tests durchgeführt und dafür rund 125 Millionen Euro ausgezahlt worden sein. Bei einer größeren Menge dieser Tests bestand schnell der Verdacht, dass diese überhaupt nicht durchgeführt worden waren. Bis zum Oktober waren im Saarland insgesamt 16 Verfahren wegen Betrugs bei der Staatsanwaltschaft anhängig. Bereits damals war von Betrugsfällen in Millionenhöhe die Rede. Der Schaden wurde auf rund 2,2 Millionen Euro beziffert: „Betrug bei Corona-Tests im Saarland: Staatsanwaltschaft ermittelt in 16 Verfahren“.

Betrugsskandal im Saarland nimmt neue Dimensionen an

Laut einem aktuellen Bericht des „Saarländischen Rundfunks“ sollen die Betrugsfälle in den saarländischen Testzentren aber noch größere Ausmaße erreicht haben als bisher angenommen. Demnach sollen bei der Staatsanwaltschaft inzwischen 26 Ermittlungsverfahren betrieben werden, also noch einmal zehn mehr als bislang bekannt. Laut „SR“ seien insgesamt 90 Testzentren im Saarland betroffen. Der ohnehin schon angenommene Millionenschaden dürfte also noch weitaus höher ausfallen. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten sich gegen Einzeltäter:innen und Gruppen.

Größter Betrugsfall wohl in St. Ingbert

In den meisten der 26 Verfahren geht es laut Angaben des Innenministeriums um einen jeweils sechsstelligen Schaden. Beim wohl größten Betrugsfall, der sich in St. Ingbert zugetragen haben soll, liegt der Schaden sogar im siebenstelligen Bereich. Dort hatten die Betreiber eines Testzentrums innerhalb von nur fünf Monaten insgesamt 85.000 Corona-Tests abgerechnet. Die Ermittlungsbehörden gehen davon aus, dass 96 Prozent der Tests überhaupt nicht durchgeführt worden sind: „Betrug in Corona-Testzentren: St. Ingberter rechnet säckeweise Fake-Tests ab“. In anderen Fällen hatten die Betreiber:innen von Testzentren angeblich sekündlich Tests durchgeführt.

Die Kassenärztliche Vereinigung hatte die Unstimmigkeiten bei den Abrechnungen sofort bemerkt und angezeigt. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft. In mehreren Fällen konnten im Rahmen von Hausdurchsuchungen Beweismaterial und „erhebliche Sachwerte“ sowie Geldbeträge sichergestellt werden. Hier ist bald mit entsprechenden Anklagen vor Gericht zu rechnen.

Verwendete Quellen:
– Bericht des „Saarländischen Rundfunks“
– eigene Berichte