Peinlicher Fehler oder geheimer Plan? Warum Tobias Hans plötzlich „Bayern stark machen“ will

Der Wahlkampf im Saarland befindet sich aktuell in vollem Gange. Der amtierende Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) versucht die Wähler:innen mit einer kleinen, digitalen Spielerei zu überzeugen. Was leider ein bisschen daneben geht.
Eine kleine Programmier-Panne bei einer digitalen Wahlkampfbotschaft von Tobias Hans sorgt aktuell für Lacher im Netz. Archivfoto Hans: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Eine kleine Programmier-Panne bei einer digitalen Wahlkampfbotschaft von Tobias Hans sorgt aktuell für Lacher im Netz. Archivfoto Hans: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Wahlkampf zur Landtagswahl im Saarland läuft auf Hochtouren

Am 27. März 2022 findet im Saarland die Landtagswahl statt. Rund einen Monat davor läuft der Wahlkampf bereits auf Hochtouren. Insbesondere bei den Spitzenkandidat:innen Tobias Hans (CDU) und Anke Rehlinger (SPD) reiht sich ein Wahlkampfauftritt an den nächsten. Auch in Corona-Zeiten werden zwar „die Klinken geputzt“. Aber der Fokus der Wahlkampfstrategie richtet sich vermehrt auf das Digitale. Denn dort lassen sich mit vergleichsweise geringerem Aufwand mehr Leute erreichen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Parteien und Spitzenkandidat:innen die Menschen im Saarland auch auf den verschiedenen Online-Botschaften mit Wahlbotschaften erreichen möchten.

Tobias Hans will mit „persönlicher Grußbotschaft“ überzeugen

Eine besondere Spielerei hat sich das Wahlkampfteam von Tobias Hans einfallen lassen. Unter der Webadresse „so-geht-zukunft.saarland“ kann man sich eine mehr oder weniger persönliche Grußbotschaft erstellen lassen. Heißt konkret: Man kann einen Namen aus einer langen Liste auswählen, die Tobias Hans zuvor eingesprochen hat. Danach kann man noch das Verhältnis auswählen, in dem man zu der Person steht, die adressiert wird. Wählt man beispielsweise den Namen „Alfred“ und die Verbindung zum Empfänger „ein Freund“, dann beginnt Tobias Hans das rund einminütige Video mit: „Lieber Alfred, ich möchte mich heute ganz persönlich bei dir melden. Ein Freund hat mich gebeten, dich an etwas Wichtiges zu erinnern.“ Es folgt ein Schnitt und alle bekommen danach dieselbe Videobotschaft ausgespielt.

Warum will Tobias Hans „Bayern stark machen“?

Ganz neu ist die Idee nicht. Diverse Plattformen bieten C-Promis feil, welche digitale Grußbotschaften nach derselben Machart einsprechen. Zur Wahl stehen da zum Beispiel Schlager-Urgestein Roberto Blanco, Rotlicht-König Bert Wollersheim oder Ex-Fußballprofi Thorsten Legat. Aber man kann das Rad ja auch nicht immer neu erfinden.

Wäre ja auch beinahe alles gut gegangen. Aber der Teufel steckt bekanntlich manchmal im Detail – was aktuell die politische Gegnerschaft erheitert. Wie gesagt: Man muss ja nicht alles neu erfinden. Denn offenbar wurde das Tool bereits von Markus Söder bei den Kommunalwahlen in Bayern im Jahr 2020 verwendet. Was ja auch nicht weiter schlimm wäre, hätte die Agentur, die die Kampagne für Tobias Hans erstellt hat, nicht das Umprogrammieren der sogenannten Meta-Texte vergessen.

Klassischer „Copy-and-paste“-Patzer – oder doch versteckter Bayern-Plan?

Was unter Suchmaschinenoptimierer:innen als „Title-Tag“ oder bei Social-Media-Expert:innen als „Open Graph Tag“ bekannt ist und maßgeblich bestimmt, was auf den unterschiedlichen Plattformen später ausgespielt wird, war im Falle von Hans‘ persönlicher Videobotschaft noch mit „Bayern stark machen“ befüllt. Das führte wiederum dazu, dass Menschen, die das Video in den sozialen Netzwerken geteilt hatten, das Konterfei von Tobias Hans mit der Message „Bayern stark machen“ zu sehen bekamen.

Es ist nicht zu vermuten, dass das Wahlkampfteam der Saar-CDU einfach nur der Strategie „Von Bayern lernen, heißt siegen lernen“ gefolgt ist. Auch zu einer geplanten Länderfusion ist nichts bekannt – wir haben dazu sicherheitshalber das Wahlprogramm der saarländischen Christdemokraten gecheckt: nichts – keine Zeile. Also kein raffinierter Plan einer Bayern-Fusion. Es handelte sich schlichtweg um einen kleinen „Copy-and-paste“-Patzer der beauftragten Agentur, der nun in den sozialen Medien für eine gewisse Erheiterung sorgt.

SPD-Politiker macht sich über Hans lustig

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Esra Limbacher machte sich beispielsweise auf Twitter über die kleine Panne von Hans lustig. So schrieb er am Dienstagmorgen: „Bayern stark machen? Jetzt übertreibt es Tobias Hans aber mit der Söder-Kopie“.

Saarland gehörte in der Vergangenheit teilweise zu Bayern

Übrigens – zur Ehrenrettung von Tobias Hans: Betrachtet man die ganze Sache historisch, sieht alles ganz anders aus: So ist die Botschaft „Bayern stark machen“ gar nicht so weit hergeholt. Denn nach dem Wiener Kongress wurde unsere Region zwischen dem Königreich Preußen und eben dem Königreich Bayern aufgeteilt. Das zeigt das auch noch heute existierende Ortsschild „Bayerisch Kohlhof“ im Bereich der Gemeinde Kirkel, mit dem man sich vom „Preußischen Kohlhof“ abgrenzen wollte. Ob Hans mit seiner Botschaft allerdings nur die historisch Kundigen im Lande oder die einst bayerischen Teile der saarländischen Wählerschaft ansprechen wollte? Es bleiben zumindest Restzweifel…

Verwendete Quellen:
– eigene Recherche