Rätselhaftes Fischsterben in Homburg: Überlastetes Kanalnetz und schädliche Einleitungen?

Obschon der Homburger Bürgermeister nach dem Fischsterben im Erbach vor Spekulationen warnte, sind diese in vollem Gange. BUND und Grüne fordern eine lückenlose Aufklärung. Und sehen das Problem im Kanalnetz:
Im Homburger Erbach kam es zu Fischsterben. Foto: Katrin Lauer
Im Homburger Erbach kam es zu Fischsterben. Foto: Katrin Lauer

100 bis 150 tote Fische im Homburger Erbach

Im Homburger Erbach wurden in den vergangenen Tagen zahlreiche tote Fische gefunden. Die Stadt spricht von 100 bis 150 verendeten Tieren. Was zu ihrem Tod geführt hat, ist bislang unbekannt. Das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz hat Wasserproben und Fische zur Analyse mitgenommen.

Bei einer ersten Untersuchung stellte sich heraus, dass tote Fische aus dem Bereich einer Verrohrung im Gebiet Entenmühle gespült wurden. Daher wird vermutet, dass die Ursache für das Fischsterben in den Rohren liegt.

BUND und Grüne fordern Aufklärung – Anzeige erstattet

Nun fordern der BUND und die Ortsvertrauensfrau Beeden sowie Stadtverbandssprecherin der Grünen, Katrin Lauer, eine lückenlose Aufklärung von LUA und Stadtverwaltung. . „Dieser Vorgang ist ungeheuerlich und muss konsequent untersucht werden“, erklärt Lauer in einer Mitteilung. Bei der Polizei hat sie Anzeige gegen Unbekannt wegen eines Umweltdelikts erstattet.

Suche nach Verantwortlichen

Seit Jahren schöben sich die Stadt, der EVS, der an der Stelle eine Kläranlage betreibt, und das Umweltministerium die Verantwortung zu, so Lauer. Während Homburg von Kontamination durch Einleitungsfrachten spreche, vermute das LUA gelöste Sedimente nach starkem Regen.

Stadt müsse Einleitungen im Blick behalten

„Die verharmlosenden Behauptungen offenbaren Unwissen und mangelnde Sorgfalt in der Prävention“, so Lauer. Die Stadt müsse im Blick behalten, welche Stoffe über Industrie und Klinik in die Kläranlage gelangen. Das fordert auch die BUND-Regionalgruppe. „Wenn ich nach Homburg blicke, habe ich den Eindruck, die Stadt macht Wirtschaftsförderung zulasten des Gewässerschutzes und eine ordnungsgemäße Abwasserentsorgung war den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung nur lästig“, meint Adam Schmitt, Gewässerökologe und Sprecher der BUND Regionalgruppe Bliesgau.

Kanalnetz sei überlastet

Der Erbach sei unterhalb der Kläranlage permanent mit Schaum bedeckt. Es gebe einen erheblichen Sanierungsstau im Kanalnetz, das bereits seit 15 Jahren um bis zu 100 Prozent überlastet sei. Die Stadt wolle keinen Überblick über die Einleitungen haben. Es sei aber dringend notwendig, die Abwässer schon am Ort der Entstehung vorzubehandeln, um die Kläranlage zu entlasten. Zudem müssten Stadt und EVS das Netz auf Dürren und Starkregen vorbereiten.

Bürgermeister Forster: „Spekulationen verbieten sich“

Ein effizienter Gewässerschutz setze Transparenz von Stadt und Land bei der Aufklärung des Fischsterbens, dem Zustand des Kanalnetzes und problematischen Groß-Einleitungen voraus. Der Homburger Bürgermeister Michael Forster hatte derweil erklärt, dass sich „Mutmaßungen und Spekulationen, was das Sterben der Fische ausgelöst haben könnte“, derzeit verbieten.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– Mitteilung der Stadt Homburg, 27.07.2023