Saar-Forscher wollen Beipackzettel kürzer und verständlicher machen

Beipackzettel von Medikamenten sind häufig alles andere als leicht verständlich. Die meisten sind klein gedruckt, lang und stecken voller Fremdwörter. Ein Forschungsteam aus dem Saarland will es nun leichter machen, sie zu verstehen:
Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes will Beipackzettel verständlicher machen. Symbolfoto: SOL.DE
Ein Forschungsteam der Universität des Saarlandes will Beipackzettel verständlicher machen. Symbolfoto: SOL.DE

Beipackzettel sind häufig lang und mühsam zu lesen

Kein Medikament aus der Apotheke kommt ohne Beipackzettel aus. Die dünnen Papiere sollen helfen, Arznei richtig einzunehmen und die Wirkweise und Nebenwirkungen besser zu verstehen. Das ist zwar gut gemeint, aber häufig schlecht umgesetzt. Die Zettel sind nicht nur ellenlang, sondern auch umständlich formuliert – gerne mit Fachbegriffen auf Latein.

Saar-Forschungsteam hat die Packungsbeilagen analysiert

Ein Forschungsteam aus Doktorand:innen und Studierenden um Prof. Dr. Thorsten Lehr an der Universität des Saarlandes will sich dem Problem nun annehmen. Das berichtet die „Tagesschau“. Der Pharmazie-Dozent hat sich in den vergangenen Jahren mit Corona-Prognosen beschäftigt. Nun nimmt er mit seinem Team die Texte von Beipackzetteln unter die Lupe. Dabei fielen einige Schwierigkeit gleich auf: Die Packungsbeilagen der am häufigsten verschriebenen Medikamente in Deutschland sind im Schnitt 2.500 Wörter lang. Jedes zwanzigste ist dabei ein Fremdwort.

Gesetzliche Vorgaben erschweren das Textverständnis

Grund für die Komplexität und teilweise Unverständlichkeit der Texte sind häufig gesetzliche Vorgaben. Die Erstellung und Aktualisierung der Beipackzettel liegt zwar bei den Pharmaunternehmen. Diese müssen sich jedoch an bestimmte Vorschriften bezüglich der Inhalte halten. So unterliegen etwa die Packungsbeilagen von Arzneimitteln, die in ganz Europa zugelassen sind, auch europaweiten Vorgaben.

Team will Kurzanleitungen verfassen

Die Zettel sind daher für Laien oftmals nur schwer zu verstehen. Die Wissenschaftler:innen um Thorsten Lehr wollen künftig bei einigen der über 100.000 zugelassenen Medikamenten in Deutschland alles Wichtige auf eine Seite bringen – wie bei der Kurzanleitung für Elektrogeräte. Über die Vorteile dieser Überblicks-Infos soll eine Studie berichten.

Konkretere und verständlichere Formulierungen

Dazu müsse man sich bei der Ausdrucksweise um mehr Verständlichkeit bemühen, so der Pharmazie-Professor. Nach einer Analyse brauche es zudem konkretere Angaben wie „30 Minuten vor dem Essen“, statt „Vor dem Essen“. Auch die Formulierung „Mit Flüssigkeit einzunehmen“ sei problematisch, da Milch etwa Wechselwirkungen auslösen kann. Besser sei: „Mit Leitungswasser einzunehmen“.

Beipackzettel schlanker machen

Darüber hinaus will das Team Beipackzettel schlanker machen. So sollen die Packungsbeilagen etwa nur noch die häufigsten Nebenwirkungen aufführen. Die seltenen dagegen werden gestrichen, da diese kaum auftauchen und die Patient:innen eher verunsicherten. Die vollständigen Informationen sollen jedoch weiterhin über einen QR-Code aufrufbar sein.

Papierform sei noch unverzichtbar

Noch sei der Beipackzettel in Papierform jedoch unverzichtbar. Wie Lehr erläutert, bekommt derzeit ein Drittel der Bevölkerung zwei Drittel aller verordneten Medikamente verschrieben. Das sei vor allem die Gruppe ab 65 Jahren, in der die Nutzung von beispielsweise Apps noch nicht selbstverständlich ist. Das Team rechnet jedoch mit einer Anpassung des Nutzungsverhaltens in den nächsten Jahren. Bis dahin bleibt der lange Beipackzettel wohl erhalten.

Verwendete Quellen:
– Tagesschau