Saar-Astronaut Matthias Maurer: Fliegt der Oberthaler zu Chinas Raumstation?

Ein Saarländer im All - das wäre eine Premiere. Und die Chancen dafür stehen gar nicht schlecht. Der passende Kandidat hört auf den Namen Matthias Maurer und kommt aus Oberthal. Im September 2018 absolvierte der 48-Jährige nämlich seine Astronauten-Grundausbildung. Nun trainiert er für kommende Missionen. Mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sprach der Saarländer über die erste bemannte Mondlandung, Frauen im All - und seine Chinesisch-Kenntnisse.
Matthias Maurer könnt als erster Saarländer ins All fliegen. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Berg
Matthias Maurer könnt als erster Saarländer ins All fliegen. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Berg
Matthias Maurer könnt als erster Saarländer ins All fliegen. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Berg
Matthias Maurer könnt als erster Saarländer ins All fliegen. Foto: dpa-Bildfunk/Oliver Berg

Seit 2017 gehört Matthias Maurer aus Oberthal (Landkreis St. Wendel) zum Astronautenteam der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Und nicht nur das. Möglicherweise geht’s für den 48-Jährigen bald (sehr) hoch hinaus. Denn er könnte als erster Saarländer ins All fliegen.

Herr Maurer, 2019 jährt sich die erste Mondlandung zum 50. Mal. Was empfinden Sie, wenn Sie Bilder der damaligen „Apollo 11“-Mission betrachten?
Für mich persönlich stehen diese bekannten Aufnahmen für den Forscherdrang des Menschen. Nach heutigen Maßstäben war die Mondlandung eine erstaunliche Leistung. Es war wohl das bisher aufregendste Abenteuer in der Geschichte der Menschheit.

Wie bewerten Sie den jüngsten Erfolg der Chinesen nach der geglückten Landung der Sonde „Chang’e 4“ und dem Start des chinesischen Mond-Rovers „Jadehase 2“?
Das war ein großer wissenschaftlicher Erfolg, keine Frage. Spannend dürfte es auch werden, wenn bei der Mission „Chang’e 5“ noch dieses Jahr Gesteinsproben vom Mond auf die Erde gebracht werden sollen. Wir planen eine vergleichbare, jedoch deutlich komplexere Mission zum Mars, die im Jahr 2026 starten könnte. Voraussetzung ist allerdings, dass die Esa-Ministerratssitzung der Finanzierung im November 2019 zustimmt.

Saarländer Matthias Maurer ist Astronaut der ESA

Steht der Mond zu Recht wieder im Fokus der Wissenschaft?
Ja, denn wir wollen dort etwa lernen, wie man Ressourcen auch auf dem Mars für dortige Aufenthalte nutzen kann. Insofern ist der Mond so etwas wie ein Sprungbrett zum Mars. Anders als bei „Apollo 11“ geht es nicht um eine reine Landemission. Wissenschaftliche und praktische Fragen stehen heute im Vordergrund. Gelingt es etwa, Sauerstoff und Trinkwasser aus dem Mondboden zu gewinnen und dort vorhandene Materialien mit einem 3D-Drucker zu formen, wäre das ein wichtiger Erkenntnisgewinn. Es besteht die berechtigte Hoffnung, dass dies dann auch auf dem Mars funktionieren könnte. Insofern bleibt der Mond auch 50 Jahre nach der ersten Landung interessant.

Bei der Esa lernen aktuell drei Astronauten Chinesisch – Sie gehören dazu. Einer davon könnte 2023 als erster Ausländer zur neuen chinesischen Raumstation fliegen. Das Überleben und die Rettung nach einer Notlandung im Meer haben Sie in China schon trainiert. Ihre Chancen stehen also gut?
Es wäre eine große Ehre, daran teilzunehmen. Und ein Traum, den ich als Erwachsener habe. Aber das ist noch nicht entschieden. Es gibt eine Absichtserklärung zwischen den Chinesen und der Esa. Gewünscht wird, dass zumindest ein Europäer zur chinesischen Raumstation fliegt.

Saar-Astronaut Matthias Maurer: „Ich würde einen Schwenker auf dem Mond aufbauen“

Davon abgesehen könnte es auch sein, dass Sie als Esa-Astronaut 2021 zur Internationalen Raumstation fliegen?
Ja. Aber auch das ist noch nicht entschieden, denn wir sind sieben Astronauten im Astronautenteam und jedes Jahr darf nur einer von uns zur ISS fliegen. Die Entscheidung darüber, wer fliegt, fällt der Generaldirektor der Esa in Rücksprache mit den Mitgliedsländern. Aber dass ich zur ISS fliege ist die wahrscheinlichste Option. Ich trainiere, bin optimistisch und lasse das auf mich zukommen.

Amerikaner, Russen, Franzosen, Italiener: Alle haben schon Frauen ins All geschickt. Deutschland nicht. Wie erklären Sie sich das?
Das ist eine Sache der Auswahl. Der Anteil der Frauen bei den Bewerbungen lag in Deutschland zuletzt bei etwa 13 Prozent. Ich gehe davon aus, dass zur neuen Astronautengeneration – sie wird eventuell schon ab 2020 ausgewählt – auch eine Frau gehört. Bei der Esa gibt es momentan sieben Astronauten, darunter Samantha Cristoforetti als zurzeit einzige Frau. Sie war monatelang auf der Internationalen Raumstation. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass Frauen den Männern auch im All in nichts nachstehen.

Verwendete Quellen:
• dpa-Interview mit Matthias Maurer
• eigene Recherche