Saar-Bildungsministerin antwortet Schülern auf Forderung nach Durchschnittsabitur

Die Schüler von Gymnasien im ganzen Saarland wandten sich unlängst in einem offenen Brief an Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot, um ein Durchschnittsabitur im Saarland zu fordern. Die Ministerin reagierte nun mit einem Erklärungsschreiben.
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Mit einem offenen Brief wendet sich die Bildungsministerin des Saarlandes an die Abiturienten des Abschlussjahrgangs 2020. Diese hatten gefordert, dass die für ab 20. Mai geplanten Prüfungen entfallen sollen. Stattdessen solle ein Durchschnittsabitur im Saarland beschlossen werden. Für ihre Bitte hatten die Schüler in einer Petition zahlreiche Gründe wie mangelnde Vergleichbarkeit, psychische Belastung und vor allem das Gesundheitsrisiko genannt.

Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen

Streichert-Clivot (SPD) verteidigt in ihrem Schreiben nun die Entscheidung, das Abitur stattfinden zu lassen. Die Sorgen und Ängste der Schüler seien nachvollziehbar und verständlich. Jedoch treffe die Politik ihre Entscheidungen in dieser Ausnahmesituation trotz Mangel an Erfahrungswerten „nach bestem Wissen und Gewissen auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung„.

Laut der Bildungsministerin setze man niemanden – weder Schüler noch Lehrer oder Familienmitglieder – wissentlich unkalkulierbaren Risiken aus. Der Entscheidung seien intensive Beratungen mit Experten der Gesundheitsbehörden und Virologen vorangegangen. Sie sei mit der Bundesregierung, der Kultusministerkonferenz und der Landesregierung eng abgestimmt.

Verantwortung liege auch bei den Schülern selbst

Sowohl die vorsichtige Wiedereröffnung von Schulen als auch die Durchführung der Abiturprüfungen könne bei Sicherstellung von Infektionsschutz und Hygiene verantwortet werden. Auch die Schüler seien gefragt. In ihrem Alltag und bei den Prüfungen übernähmen sie selbst Verantwortung, in dem sie Regeln einhalten und damit sich und andere zu schützen.

Durchschnittsabitur zum Nachteil der Schüler

Die Bildungsministerin wolle ihr Versprechen einhalten, dass durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie keine Nachteile für die Abiturienten entstehen. Gehe man auf die Forderungen ein, drohe jedoch genau das: „Denn um die bundesweite Anerkennung des Abiturs herzustellen, würde ein Durchschnittsabitur um einen bestimmten Faktor korrigiert werden müssen – und zwar zu Ihrem Nachteil„, so Streichert-Clivot.

Auch im Ausland würde der Abschluss zwar anerkannt werden, aber mit Ausgleichsregelungen. Die Schüler wären dann nicht nur gegenüber anderen (Bundes-)Ländern, sondern auch gegenüber anderen Jahrgängen benachteiligt.

Prüfungsausfall sei ungerecht gegenüber vorbereiteten Abiturienten

Zudem bereiteten sich die allermeisten Schüler bereits seit Monaten intensiv auf die Prüfungen vor. Ein Verzicht auf die Klausuren sei daher äußerst ungerecht gegenüber denen, die bereits viel Energie aufgewandt haben oder ihre Noten verbessern wollen.

„Wäre ich nicht selbst zutiefst überzeugt davon, dass die Entscheidung für die Wiederöffnung unserer Schulen, für die Abiturprüfungen, für Ihre Zukunftsperspektiven richtig ist, hätte ich sie nicht so getroffen“, so Streichert-Clivot abschließend.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des Bildungsministeriums, 24. April 2020
Petition des Abiturjahrgangs 2020 im Saarland auf Change.org