Saar-Forscher:innen fordern strengen Lockdown noch vor Weihnachten

Forscher:innen der Universität des Saarlandes haben verschiedene Lockdown-Szenarien simuliert. Das Ergebnis: Nur mit einem "harten" und schnellstmöglichen Lockdown könnte man die Infektionslage wieder in den Griff bekommen.
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, erläutert die Grafiken aus den Berechnungen des Covid19-Online-Simulators. Foto: Pasquale D'Angiolillo
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, erläutert die Grafiken aus den Berechnungen des Covid19-Online-Simulators. Foto: Pasquale D'Angiolillo
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, erläutert die Grafiken aus den Berechnungen des Covid19-Online-Simulators. Foto: Pasquale D'Angiolillo
Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, erläutert die Grafiken aus den Berechnungen des Covid19-Online-Simulators. Foto: Pasquale D'Angiolillo

Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes, hat gemeinsam mit seinem Team und Forscherkolleg:innen das mathematische Modell für einen Covid-Simulator entwickelt. Mithilfe des Simulators wurden nun „verschiedene Lockdown-Szenarien durchgerechnet„, teilte die Pressestelle der Universität des Saarlandes mit. Das sind die Ergebnisse:

Ergebnisse der Simulation

Bei einem flächendeckenden „harten“ Lockdown erst nach Weihnachten würde laut Simulation deutschlandweit der angestrebte Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner im Schnitt der letzten sieben Tage frühestens gegen Ende Januar erreicht werden. Bis dahin würden sich die aktuellen Todeszahlen von bundesweit rund 20.000 nochmals mehr als verdoppeln.

Forderung nach „hartem“ Lockdown vor Weihnachten

„Um dies zu verhindern, sollte der strikte Lockdown schon vor Weihnachten verhängt werden und auch die Lockerung über die Feiertage infrage gestellt werden“, erklärte der Saarbrücker Professor. Nur so könne man Tausende zusätzliche Covid-Sterbefälle vermeiden sowie den angestrebten Sieben-Tages-Inzidenzwert deutschlandweit bereits Anfang Januar erreichen.

Bundesländer mit hohen Sieben-Tages-Inzidenzwerten wie Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt müssten nach Angaben der Wissenschaftler:innen den Lockdown für einen längeren Zeitraum verhängen, „um die Zielmarke von 50 zu erreichen“. Bei anderen Bundesländern mit relativ niedriger Inzidenz, beispielsweise Schleswig-Holstein, „wäre schon früher mit einer Verbesserung zu rechnen“.

Die Empfehlung der Forscher:innen: ein zu Beginn bundesweit einheitliches Vorgehen, „um einen Lockdown-Tourismus zu vermeiden und flächendeckend die angespannte Lage baldmöglichst zu entschärfen“.

Hintergrund

Der Covid-Simulator erfasst laut Pressestelle der Saar-Uni nicht nur die Zahl der Coronavirus-Patient:innen, ihre stationäre Behandlung und die Todesfälle, sondern er betrachtet auch die vorhandenen Kapazitäten in den Kliniken. So könnten „bundesweit und für einzelne Stadt- und Landkreise Vorhersagen getroffen werden, wie viele Krankenhausbetten, intensivmedizinische Plätze oder Beatmungsplätze für die jeweiligen Infektionszahlen benötigt werden“.

Weitere Stimmen für „harten“ Lockdown

Jüngst sind zahlreiche Stimmen für einen „harten“ Lockdown laut geworden. So hatten sich beispielsweise die Kommunen im Saarland für einen solchen strikten Lockdown ausgesprochen – allerdings erst für die Zeit ab dem 27. Dezember.

Hierzulande gilt ein „harter“ Lockdown als immer wahrscheinlicher. Aufgrund der steigenden Corona-Infektionszahlen findet am heutigen Freitag (11. Dezember 2020) eine Sondersitzung des Ministerrats statt.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung der Pressestelle der Universität des Saarlandes, 11.12.2020
– covid-simulator.com
– eigene Berichte