Das gibt es am hässlichen „Spiegel-Bild“ von Saarbrücken auszusetzen

Satire-Videos lösen oftmals Kontroversen aus. Wir sind uns sicher, dass das auch bei unserer Mockumentary „Saarbrückens hässliches Spiegel-Bild“ der Fall sein wird. Deswegen möchten wir an dieser Stelle erklären, was wir mit dem Video aussagen wollen.
Screenshot aus dem Video "Saarbrückens hässliches Stadtbild" von SOL.DE in Zusammenarbeit mit Tobias Ebelshäuser
Screenshot aus dem Video "Saarbrückens hässliches Stadtbild" von SOL.DE in Zusammenarbeit mit Tobias Ebelshäuser
Screenshot aus dem Video "Saarbrückens hässliches Stadtbild" von SOL.DE in Zusammenarbeit mit Tobias Ebelshäuser
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Probleme nicht unter den Teppich kehren

Zunächst möchten wir klarstellen, dass wir mit unserem Video keineswegs die Botschaft absetzen wollen, dass Saarbrücken eine perfekte Stadt frei von Problemen sei. So hat „Spiegel TV“ in seinem Beitrag „Saarbrooklyn – der Randbezirk der Gesellschaft“ real existierende Probleme der saarländischen Landeshauptstadt angesprochen. Diese gilt es dringend ernst zu nehmen. Unser Beitrag will folglich keine Probleme unter den Teppich kehren. Erst recht wollen wir uns mit unserem Video nicht über Missstände oder die Lebensprobleme von anderen Menschen lustig machen.

Kritik an der Methodik von „Spiegel TV“

Wir möchten mit unserem Video vielmehr in satirischer Weise Kritik an der Methodik der „Spiegel TV“-Redaktion üben. Aus unserer Sicht hat Spiegel TV in einer einseitigen und verzerrten Weise berichtet, die der Verantwortung eines Medienvertreters dieser Größenordnung in keinster Weise gerecht wird. An vielen Stellen wird der Eindruck vermittelt, dass die Filmemacher nicht an einer ausgewogenen Berichterstattung über die Stadt Saarbrücken interessiert sind. Es scheint vielmehr um die Konstruktion eines Skandals zu gehen.

„Saarbrooklyn“ als stigmatisierender Begriff

So heißt es bereits zu Beginn des Spiegel-TV-Beitrags: „Innenansichten aus einer Stadt, die im Volksmund nur noch Saarbrooklyn“ genannt wird. Da der Satzteil unmittelbar an Szenen mit Armut, Rassismus und Drogensucht angedockt ist, soll hier offensichtlich der Anschein erweckt werden, dass Saarbrücken ein finsterer Ort sei, den man besser meiden sollte. Dass der Begriff „Saarbrooklyn“ in seiner Entstehung allerdings positiv konnotiert ist und auf die Gemeinsamkeiten mit der urbanen Musik- und Kunstszene des New Yorker Stadtteils Brooklyn hinweisen soll, lässt „Spiegel TV“ komplett unter den Tisch fallen. Zudem wird nicht erwähnt, dass die Saarbrücker den Begriff mit viel Selbstironie verwenden, weil die saarländische Landeshauptstadt eben alles andere als eine Großstadt ist.

„Die Heimatstadt der sonst so sauberen AKK“ … ist eigentlich Püttlingen

Kurze Zeit später fallen die Sätze: „Kinderarmut, Arbeitslosigkeit, Rauschgiftkriminalität: In Saarbrücken brennt es in allen Problembereichen. Ausgerechnet Saarbrücken, die Heimat der sauberen AKK“. Dass das Saarland aus mehreren Städten besteht und die Heimatstadt von Annegret Kramp-Karrenbauer eigentlich Püttlingen ist, wollen wir an dieser Stelle nur kurz erwähnen. Was uns deutlicher stört, sind zwei andere Dinge.

Zum einen wird hier der Anschein erweckt, dass Saarbrücken gesellschaftliche Probleme in höchster Intensität exklusiv für sich gepachtet hat. Zum anderen wird uns nicht ganz klar, was die Information mit Kramp-Karrenbauer an dieser Stelle zu suchen hat. Will man eine politische Botschaft absondern? Etwa, dass AKK bereits im Saarland verbrannte Erde hinterlassen habe und keineswegs als Bundeskanzlerin tauge? Wir wissen es nicht. In einem Beitrag über die Stadt Saarbrücken wirkt es eher wie ein Fremdkörper und zugleich wie ein politischer Seitenhieb.

Vermischte Bezugsgrößen für ein schlechtes Bild

Im gesamten Filmbeitrag verwendet „Spiegel TV“ die Bezugsgrößen so, dass Saarbrücken möglichst schlecht dabei wegkommt. So vergleicht man beim Thema Arbeitslosigkeit nicht die Arbeitslosenquote von Saarbrücken mit der von Deutschland. Nein, man sucht sich das sozial schwächste Viertel aus und vergleicht dies mit dem Bundesdurchschnitt. Et voilá: Beim Zuschauer wird suggeriert, dass in Saarbrücken quasi jeder arbeitslos sei.

Das ist schlichtweg eine unsaubere und äußerst fragwürdige Art der Darstellung. Um das zu illustrieren, konstruieren wir ein überspitztes Beispiel: Wenn wir über Kriminalität in München schreiben, dann können wir nicht einfach die Quote der Straftäter in der Münchener JVA mit dem Bundesdurchschnitt vergleichen und später behaupten, München sei ein höchst kriminelles Ghetto. Eine solche Vorgehensweise wäre verzerrend und unseriös.

Saarbrücken und die Sozialleistungen

Auch bei der Aussage „22 Prozent aller Saarbrücker beziehen Sozialleistungen“ bleibt der Beitrag intransparent. So wird beispielsweise nicht erwähnt, dass unter Sozialleistungen auch Förderungen nach dem BAföG fallen und die Quote in Städten mit Universitäten allein dadurch schon hochgetrieben wird.

Es wird weder aufgeschlüsselt, um welche Sozialleistungen es geht noch wird ein Bezug zu den Zahlen anderer Städte hergestellt. Dem Zuschauer wird auch an dieser Stelle schlichtweg suggeriert, dass es den Saarbrückern durchweg sehr schlecht gehe.

Saarbrücken und die Drogen

Bei der Darstellung der Drogenproblematik bleibt es bei der einseitigen Methodik. Während man bei der Veranschaulichung der Arbeitslosigkeit noch die Zahlen der Folsterhöhe in den Ring warf, wählt man bei der Zahl der Drogentoten nun die Zahl des gesamten Saarlandes. Diese ist natürlich höher als die in Saarbrücken und wirkt somit beeindruckender.

Warum man an dieser Stelle nicht die Zahlen für Saarbrücken wählt, legt man nicht offen. Auch fehlt für den Zuschauer wieder ein Vergleich mit anderen deutschen Städten, sodass dieser nicht einordnen kann, ob das eine hohe oder eine niedrige Zahl ist. Verbunden mit den Bildern von drogenabhängigen Menschen wird dem Zuschauer wiederum vermittelt, dass die Zustände in Saarbrücken prekär sind.

Harte Vorwürfe gegen Spiegel TV

Im Raum steht aktuell zudem der Vorwurf, dass die Spiegel TV-Redaktion einem Drogensüchtigen Geld gegeben habe, damit dieser sich vor laufender Kamera sein Suchtmittel spritzt: „Neue schwere Vorwürfe gegen Macher von „Spiegel TV“-Reportage über Saarbrücken“.

Diese Vorwürfe hat Spiegel TV zurückgewiesen: „Spiegel TV will keinem Süchtigen Geld für Reportage über Saarbrücken bezahlt haben“.

Einseitiges Bild von Saarbrücken

Unabhängig davon, ob „Spiegel TV“ Menschen für bestimmte Kameraaufnahmen bezahlt hat oder nicht, wurden die Drehorte und das Filmmaterial offensichtlich so ausgewählt, dass die Saar-Hauptstadt von der schlechtesten Seite präsentiert wird. Als Zuschauer fällt es nun schwer, Saarbrücken nicht als trostloses Pflaster und absoluten sozialen Brennpunkt wahrzunehmen.

Fehlende Kommunikation mit der Stadt

Zudem habe man den Verantwortlichen der Stadt laut Oberbürgermeisterin Charlotte Britz keinerlei Gelegenheit gegeben, sich zu den „Vorwürfen“ zu äußern oder diese einzuordnen. Man habe lediglich Regionalverbandsdirektor Peter Gillo interviewt. Dessen Aussagen wurde in dem Beitrag allerdings nicht verwendet. Ob diese nicht in das Drehbuch der „Spiegel TV“-Redaktion gepasst haben oder ob sie aus anderen Gründen weggelassen wurden, ist ungeklärt.

Kurz und knapp:

Wir wollen die Spiegel TV-Redaktion mit unserem satirischen Beitrag daran erinnern, dass sie aufgrund der hohen Reichweite ihres Formats eine große Verantwortung trägt. Sie hat durch ihre Informationsfunktion einen unmittelbaren Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Dieser Aufgabe wird sie nur dann gerecht, wenn sie vollständig, ausgewogen und sachlich berichtet. Das ist ihr unserer Meinung nach bei dem Beitrag über Saarbrücken nicht gelungen.

Das Video gibt es auch auf YouTube

Verwendete Quellen:
• eigene Recherche
• eigene Berichte