Spiegel-TV zahlte 100 Euro an „Süchtige“

Der „Spiegel TV" Beitrag „Saarbrooklyn - Randbezirk der Gesellschaft" sorgt auch eine Woche nach Ausstrahlung weiter für Ärger. Nicht mehr nur für Saarbrücken, sondern auch für RTL. Den Machern der Reportage werden unlautere Methoden vorgeworfen. „Spiegel TV" räumte nun ein, einige der gezeigten „Süchtigen" bezahlt zu haben.
Der „Spiegel TV"-Schwerpunkt beleuchtete die Brennpunkte von Saarbrücken. Im Bild: Produzentin und Moderatorin Maria Gresz. Fotos: TVNOW & Werner Baum/dpa-Bildfunk
Der „Spiegel TV"-Schwerpunkt beleuchtete die Brennpunkte von Saarbrücken. Im Bild: Produzentin und Moderatorin Maria Gresz. Fotos: TVNOW & Werner Baum/dpa-Bildfunk
Der „Spiegel TV"-Schwerpunkt beleuchtete die Brennpunkte von Saarbrücken. Im Bild: Produzentin und Moderatorin Maria Gresz. Fotos: TVNOW & Werner Baum/dpa-Bildfunk
Der „Spiegel TV"-Schwerpunkt beleuchtete die Brennpunkte von Saarbrücken. Im Bild: Produzentin und Moderatorin Maria Gresz. Fotos: TVNOW & Werner Baum/dpa-Bildfunk

 

Im letzten Teil der Reportage, der sich mit dem Drogenproblem in der Stadt beschäftigt, werden zwei Personen gezeigt, die sich eine „kleine Drogenhöhle hergerichtet“ haben.

100 Euro „Aufwandsentschädigung“ für Auftritt als „Süchtige“

Wie das gezeigte Paar der „Saarbrücker Zeitung“ berichtete, hatten sie für den Dreh von Spiegel-TV jeweils 50 Euro erhalten. Das bestätigt auch ein Kurznachrichtenverlauf, der der „SZ“ vorliegt. Darin schreibt die Autorin des Beitrags: „Ich habe gesagt, wir könnten über eine Aufwandsentschädigung von 100 Euro reden. Die haben Sie und Ihre Frau bekommen.“

Die Video-Antwort von SOL.DE

Auch Produzentin Maria Gresz bestätigte der „SZ“ die Zahlung. Es habe sich um eine Aufwandsentschädigung „für die rund zweistündigen Dreharbeiten“ gehandelt. Die beiden „Süchtigen“ gaben an, dass man ihnen bis zu 700 Euro in Aussicht gestellt habe. Diese Behauptung wurde von den Verantwortlichen von „Spiegel TV“ jedoch dementiert.

Das Paar wollte aus dem Video entfernt werden

Und die Vorwürfe häufen sich: Wie das Paar der „SZ“ weiter berichtete, hatten sie zunächst mündliche Einverständnis zum Filmen gegeben. Jedoch noch am Tag des Drehs baten die beiden nach eigener Aussage darum, komplett aus dem Beitrag entfernt zu werden. Ihnen sei klar geworden, welche Auswirkungen eine Ausstrahlung haben könnte.

Der im Video gezeigte Mann bat auch eine Woche später in einer Textnachricht erneut darum, aus dem Video gestrichen zu werden. Das bestätigt auch Produzentin Maria Gresz der „SZ“. Man habe ihn daraufhin komplett unkenntlich gemacht. Dass beide Personen nach Drehschluss um eine Entfernung aus dem Beitrag gebeten haben, weist sie zurück.

Spiegel TV weist Vorwürfe von Einflussnahme zurück

Das Paar beklagte gegenüber der „SZ“, dass man sie in ihrem Bekanntenkreis sofort erkannt habe. Die Szene sei jedoch komplett gestellt gewesen. Auch diesen Vorwurf dementiert die „Spiegel TV“-Produzentin. Die beiden haben „ohne jede Einflussnahme gesprochen und agiert“, so Gresz in einer E-Mail an die „SZ“.

Die gezeigte Frau, die laut eigener Aussage keine Drogen konsumiere, äußerte gegenüber der Zeitung, dass vor allem die Darstellung als „Süchtige“ schlimm sei. Der Beitrag habe zu großen Problemen mit Anwohnern und Bekannten geführt.

Kritik an den Methoden von „Spiegel TV“

Bereits in den vergangenen Tagen kam von verschiedenen Seiten Kritik an dem „Saarbrooklyn“-Video auf. Der Chef des Drogenhilfezentrums gab an, dass die Reporter einem Süchtigen Geld gegeben haben, damit er sich vor laufender Kamera Drogen spritzt

Satire-Video von SOL.DE zur „Saarbrooklyn“-Reportage

Auch die Methodik der „Spiegel TV“-Redaktion in dem Beitrag ist fragwürdig. Das Video ist einseitig und wenig differenziert. Wir haben das zum Anlass genommen, um in einem kleinen Saarbrücken-Film auf humorvolle Weise Kritik zu üben: „Saarbrückens hässliches Spiegelbild“: Die Aussagen des Satire-Videos. 

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Verwendete Quellen:
• Saarbrücker Zeitung
• Eigene Artikel