Tropische Zecke in der Großregion gesichtet – Hyalomma überträgt Fieberkrankheit

In der Vorderpfalz ist eine tropische Zeckenart aufgetaucht, die bislang nicht in der Großregion gesichtet wurde. Die Tierchen können die Viruskrankheit CCHF übertragen und sind ungewöhnlich schnell.
Eine Zecke der tropischen Gattung Hyalomma läuft über einen Weg in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Foto: Susanne Mengelberg/dpa-Bildfunk
Eine Zecke der tropischen Gattung Hyalomma läuft über einen Weg in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Foto: Susanne Mengelberg/dpa-Bildfunk

Eine bislang vor allem in Afrika heimische Zeckengattung verbreitet sich aufgrund des heißen und trockenen Sommerwetters nun auch hierzulande. Aktuell gibt es mehrere Hinweise auf „Hyalomma“ aus der Vorderpfalz. Sie trete in diesem Jahr häufiger auf, so die Stuttgarter Zeckenforscherin Ute Mackenstedt.

„Hyalomma“ ist schnell und hat es auf Pferde abgesehen

Die Zecke hat es vor allem auf Pferde abgesehen. Innerhalb weniger Tage sei sie nun fünfmal aufgetaucht und habe Bisswunden und Saugstellen an empfindlichen Stellen der Pferdehaut hinterlassen, so die Reiterin Susanne Mengelberg in Bobenheim-Roxheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Besonders die Größe und die gestreiften Beine hebe „Hyalomma“ hervor. „Dieses Tier ist uns bisher nie untergekommen“. Sie rennt und sei schnell.

Zeckenart kann gefährliche Fieberkrankheit übertragen

Die Hyalomma-Zecken gehen jedoch auch an Menschen. Dabei können sie das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen. Die Virusinfektion geht mit hoher Sterblichkeit einher. Seit dem Jahr 2022 sind in der Türkei Tausende Menschen daran erkrankt. In fast fünf Prozent der Fälle hatte die Krankheit laut Robert-Koch-Institut dabei einen tödlichen Verlauf.

Tropische Tiere sind aktive Jäger

Während der weit verbreitete „Gemeine Holzbock“ im Gras oder Unterholz auf seine Opfer wartet, sind Hyalomma-Zecken aktive Jäger. Sie setzen ihrem Ziel auch über längere Strecken nach. Anders als der Holzbock setzt die Art zudem auf Sehfähigkeit, statt die Wahrnehmung über Geruch und Temperatur. In Deutschland sind bislang zwei Arten aufgetreten: Eine ist in Afrika heimisch (rufipes), die andere in der Türkei (marginatum).

Zugvögel brachten die Zecke wohl in die Großregion

„Wir gehen davon aus, dass Hyalomma mit Zugvögeln in unsere Breiten gelangen“, sagt die Expertin Mackenstedt. In der Nähe der Reiterwiesen bei Bobenheim-Roxheim gibt es mehrere Weiher mit vielen Kanada- und Graugänsen. Die Zecken beißen sich im Entwicklungsstadium der Nymphe an den Vögeln fest, fallen dann ab und entwickeln sich bei günstigen Wetterbedingungen zu erwachsenen Tieren.

Hyalomma könnte sich mit dem Klimawandel hierzulande einnisten

„Das Auftreten von Hyalomma stimmt sehr gut mit den Strecken des Vogelflugs überein“, so Mackenstedt. Neben dem Rheintal gab es auch Nachweise in Baden-Württemberg, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. „In den nächsten Jahrzehnten könnte es mit dem Klimawandel dazu kommen, dass sich eine Hyalomma-Art hier festsetzen und heimisch werden kann“, meint die Wissenschaftlerin. Je nachdem, wie viel Blut sie aufgesogen hat, kann Hyalomma rufipes bei jeder Ablage fast 2.000 Eier ablegen. Die hohe Zahl könnte ihr die Eroberung eines neuen Lebensraumes erleichtern.

Sichtungen nicht meldepflichtig

Bereits im Jahr 2018 hatte das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz vor den Hyalomma-Zecken gewarnt. Auch damals fiel der Sommer besonders trocken und heiß aus. Allerdings ist das Auftreten der Art bislang weder melde- noch anzeigepflichtig. Daher haben die Behörden keine Informationen über die aktuelle Verbreitung.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur