Überflutungen bedrohen Häuser und Straßen: Die aktuelle Hochwasser-Lage im Saarland

Im Saarland besteht weiterhin Hochwassergefahr. In mehreren Orten sind Flüsse über die Ufer getreten. Es drohen Überflutungen – unter anderem an der Dillinger Hütte und in Ottweiler:
Im Saarland kam es durch den Dauerregen zu Überflutungen und Erdrutschen. Foto: Brandon Lee Posse
Im Saarland kam es durch den Dauerregen zu Überflutungen und Erdrutschen. Foto: Brandon Lee Posse

190 wetterbedingte Einsätze im Saarland

Im Saarland hat stundenlanger Dauerregen Flüsse über die Ufer treten lassen. Teils fielen mehr als 70 Liter Niederschlag. In vielen Orten drohen Überflutungen. Das berichten mehrere Medien übereinstimmend. Die Polizei rückte in den vergangenen zwei Tagen (2. & 3. Januar 2024) bereits zu rund 190 Einsätzen aus – vor allem wegen überfluteter Straßen und umgestürzter Bäume. Entwarnung gibt es derzeit nicht. Noch bis Donnerstagmorgen gilt eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes.

Überflutungen, umgestürzte Bäume und Erdrutsche: Straßen gesperrt

Mehrere Straßen und Landstraßen sind laut Verkehrsmeldungen wegen Überflutungen und umgestürzter Bäume gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar:

– die L276 zwischen Karlsbrunn und Ludweiler-Warndt
– die L145 zwischen Schattertriesch und Limbach
– und die L337 zwischen Bilsdorf und Saarwellingen
– der Brückenbacher Weg in St. Wendel
– die L151 zwischen Weiskirchen und Niederzerf
– die Kaiserstraße in Schafbrücke

Wegen eines Böschungsrutsches ist die Normalspur auf der Richtungsfahrbahn Saarbrücken der A1 zwischen Eppelborn und Illingen gesperrt. Ab Donnerstag sollen die Erdmassen beseitigt und der Bereich gerodet werden. Etwa 14 Tage soll die Stabilisierung des Hangs laut Autobahn GmbH dauern.

Auch die Großblittersdorfer Straße in Saarbrücken-Güdingen ist wegen Fels- und Hangsicherungsarbeiten gesperrt. Ein Fels stürzte am Dienstag (2. Januar 2024) auf die viel befahrende B 406.

Zudem sind Denkmalstraße und Petersbergstraße in Saarbrücken gesperrt. Ein Erdrutsch brachte dort eine Stützmauer zum Einsturz.

Muss die A620 gesperrt werden?

Die A620 in Saarbrücken – St. Arnual ist aktuell nicht betroffen. Die Stadtautobahn direkt an der Saar wird bei Starkregenereignissen und Hochwasser häufig überschwemmt und gesperrt, was meist zu Verkehrschaos führt. Derzeit liegt das Hochwasser dort jedoch erst bei Meldestufe 1. Zwischenzeitlich führten verstopfte Abläufe jedoch zu größeren Wasseransammlungen.

Starkregen sorgt für Hochwasser auf der Sarbrücker Stadtautobahn am Mittwoch (3.1.2024). Die Kanaleinläufe sind verstopft, Wasser kann nicht ablaufen. Foto: BeckerBredel

Warnung in Ottweiler: Rückhaltebecken droht überzulaufen

In Ottweiler droht das Regenwasserrückhaltebecken überzulaufen. Nahe dem Schlosstheater könne die Blies an einer Verengung über die Ufer auf die Straße laufen. Das Wasser könnte dann auch in Hauseingänge und Keller fließen. Das berichtet der SR. Die Feuerwehr legte Sandsäcke.

„Aktuell verzeichnen wir fallende Pegelstände, aber wir müssen vorsichtig sein“, sagte Leiter Alexander Koch von der Kreispolizei- und Katastrophenschutzbehörde am Mittag. „Wir werden uns auf weiteren Regen vorbereiten.“ Bürgermeister Holger Schäfer dankte allen Hilfskräften und auch Bürger:innen, die mit angepackt hatten. „Bislang entstanden im Bereich der Stadt Ottweiler weder Personen- noch Umweltschäden. Sachschäden in überschwemmten Kellern sind sicherlich gegeben, halten sich aber in begrenztem Umfang.“

Die Behörden in Ottweiler gaben bereits am Vormittag eine amtliche Gefahrenmitteilung heraus. Die Bewohnenden sollen Keller und Tiefgaragen meiden. In den Bereichen Altstadt, Burgmühle, Schlossstraße, Martin-Luther-Straße und Saarbrücker Straße der Innenstadt droht Hochwasser. Auf dem Weylplatz können Anwohnende Sandsäcke abholen. Im Straßenverkehr kann es zu Sperrungen kommen.

Dach von Möbel-Martin-Logistikzentrum drohte einzustürzen

Wie die Saarbrücker Zeitung und die Deutsche Presse-Agentur berichten, drohte in Niederbexbach derweil das Dach eines Lagerhauses durch die Wassermassen einzustürzen. Betroffen war das Logistikzentrum von Möbel Martin, in dem Lkws mit Paketen beladen werden. Die Decke habe etwa 30 Zentimeter durchgehangen, hieß es. Womöglich waren die Abflussrinnen verstopft.

Die Innere Bauaufsicht, die Polizei Homburg, die Feuerwehr und das THW waren vor Ort, um das Dach zu entlasten, indem man etwa Wasser abpumpte. Aktuell könne das Gebäude betreten werden, wie das Büro des Landrates berichtet. Eine Nutzungsuntersagung müsse vorerst nicht ausgesprochen werden. In den kommenden Tagen stehen jedoch Sanierungen an.

Die Feuerwehr und das THW sind vor Ort, weil sich auf dem Flachdach eines Logistikzentrums so viel Wasser angesammelt hat, dass die Decke beschädigt wurde. Foto: BeckerBredel

Dillinger Hütte von starker Überflutung betroffen

Kritisch ist die Lage zudem etwa an der Dillinger Hütte. Diese sei von starker Überflutung betroffen. Die Werksfeuerwehr pumpt seit dem Morgen Wasser ab. Dazu hat sie die Unterstützung der Berufsfeuerwehr angefordert.

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Prims schwillt auf 20-fache Breite an

Insbesondere in den Landkreisen Neunkirchen, St. Wendel und Saarlouis verwandelten sich gleich mehrere Flüsse in reißende Ströme. Die Prims in Schmelz wuchs auf mehr als das 20-fache ihrer Breite an. Das Wasser stieg auf 2,55 Meter und bedrohte so Häuser. „Ab 2,80 Meter wird es kritisch„, erklärte der Bürgermeister NonStopNews. Dann sei ein größeres bebautes Gebiet in der Innenstadt akut gefährdet.

Wohnhäuser in Wustweiler überschwemmt

In Illingen-Wustweiler trat der Seelbach über die Ufer und überschwemmte mehrere Wohnhäuser. Der Pegel stieg unaufhaltsam. Die Feuerwehr versuchte mit Sandsäcken und Pumpen gegenzusteuern. „Wir pumpen 6.000 bis 7.000 Liter Wasser ab, doch das reicht nicht, um das aufzufangen, was nachkommt“, so Bürgermeister Andreas Hübgen gegenüber NonStopNews. Das THW musste mit größeren Pumpen helfen. Personen seien aktuell jedoch nicht in Gefahr. Laut eines Feuerwehrsprechers gegenüber SZ entspannte sich die Lage zum Mittag hin etwas.

Auch Oster und Blies drohen überzutreten

Auch Oster und Blies haben ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. In Wiebelskirchen seien an der Flussmündung bereits Keller vollgelaufen. Auch in Hangard müsse die Feuerwehr bereits Untergeschosse auspumpen. In der Innenstadt von Neunkirchen ist die Blies jedoch noch nicht über die Ufer getreten.

Umgestürzter Baum leitet Fluss in Otzenhausen um

Auch im Kreis St. Wendel gilt noch immer eine Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes. Die Pegel sind zwar in der Nacht gesunken, dennoch gab es mehrere nächtliche Einsätze. In Otzenhausen leitete etwa ein umgestürzter Baum einen Baum um. Das Wasser floss dadurch in zwei Teiche, die überliefen. Daraufhin lief es auf ein angrenzendes Firmengebäude und bedrohte eine Trafostation. Die Feuerwehr konnte das Wasser ableiten und den Baum entfernen. Entlang der Prims bilden rund 1.500 Sandsäcke eine Mauer, die Überflutungen vermeiden soll.

Weiter Regenfälle: Keine Entwarnung

Da es weiterhin zu Schauern kommen kann, gibt es derzeit noch keine Entwarnung. Weil die Böden bereits vollgesogen sind, fließt Wasser direkt in Bäche und Flüsse und kann die Pegel so ansteigen lassen.

Laut Hochwassermeldezentrum stiegen die Pegel in den vergangenen Stunden an Prims, Nied und der oberen Blies bereits auf Meldehöhe 3. Zwar sinken sie derzeit, am Nachmittag könnten sie jedoch wieder ansteigen. Das Hochwassermeldeamt geht derzeit von einer hohen Gefahr aus.

Verwendete Quellen:
– SR
– NonStopNews
– Feuerwehr Landkreis St. Wendel
– Florian Blaes
– Deutsche Presse-Agentur