Bienenzucht und Gewürze machen Nürnberg zur Lebkuchenstadt

Am Freitag, 15. Dezember, ist es wieder so weit: Dann heißt es ab 19 Uhr im Homburger Waldstadion „Sport trifft Kultur“.
Beliebt zur Weihnachtszeit: Das Lebkuchenhaus. Foto: Adobe Stock
Beliebt zur Weihnachtszeit: Das Lebkuchenhaus. Foto: Adobe Stock

Alle Jahre wieder zu Beginn des Monats September füllen sich die Regale der Lebensmittelmärkte und Discounter mit allerlei Lebkuchenleckereien. Und während die einen über Weihnachtsgebäck im September stöhnen, können es die anderen kaum erwarten. Deutschland ist das Lebkuchenland Nummer eins.


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Im Jahr 2022 wurden zwischen Nordsee und Alpen 87.590 Tonnen Lebkuchen, Honigkuchen und Printen produziert. Gegenüber dem Vorjahr war das ein weiterer Anstieg. Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie vernascht jeder Deutsche im Jahr rund ein Kilo Lebkuchen. Die Erfinder dieses Gebäcks, das sich durch seine lange Haltbarkeit und die ausgewogene Mischung aus süßen Zutaten und Gewürzen auszeichnet, sind wir allerdings nicht.

Bereits die alten Ägypter und die Römer haben Kuchen mit Honig bestrichen und zusammen gebacken. Bei archäologischen Ausgrabungen wurden gewürzte Honigkuchen als Grabbeilagen gefunden. Aus dem Honigkuchen der Ägypter wurde im 13. Jahrhundert mit dem aufkommenden Gewürzhandel in Europa der sogenannte „Pfefferkuchen“, der erstmals in Ulm exakt im Jahre 1296 Erwähnung fand. Etwa zur gleichen Zeit taucht das Wortteil „Leb“ in Berufsbezeichnungen wie Lebküchner oder Lebzelter zum ersten Mal auf. Die Herleitung des Begriffs Lebkuchen ist allerdings nicht eindeutig.


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Während einige Sprachwissenschaftler eine Entlehnung vom mittellateinischen „libum“ (Fladen) in die mittelalterliche deutsche und auch belgische Klostersprache annehmen, tendieren andere zur Herleitung vom mittelhochdeutschen Begriff „leip“ (ungesäuertes Brot). Lange Zeit wurden die Pfeffer-, Honig- oder Lebkuchen in Klöstern gebacken. Das Gebäck galt als gesund, heilend, verdauungsfördernd und appetitanregend und es durfte auch in der Fastenzeit genossen werden.

Von der belgischen Stadt Dinant aus verbreitete sich die Lebkuchenbackkunst in den Nordwesten Deutschlands und zentrierte sich in Aachen (Aachener Printen), im Süden, entlang der großen mittelalterlichen Gewürzstraßen, tat sich mehr und mehr die Stadt Nürnberg hervor, die heute als die Lebkuchen-Metropole schlechthin gilt. Ausschlaggebend für den Aufstieg Nürnbergs zur deutschen Lebkuchenhauptstadt waren einerseits die sehr guten klimatischen Verhältnisse und Bodenbeschaffenheit im Umland der Stadt. Der urwalddichte, riesige Reichswald rund um Nürnberg wurde nicht von ungefähr als „des Deutschen Reiches Bienengarten“ bezeichnet. Eine Landschaft also, in der sprichwörtlich der Honig floss.


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Andererseits liefen in Nürnberg unzählige Handelsstraßen zusammen. Die Stadt war eines der bedeutendsten kulturellen Zentren der Renaissance nördlich der Alpen. Sie stand für Humanismus, Reformation und liberalen Handel. Und sie galt im 16. Jahrhundert zudem als wichtigster Umschlagplatz für Gewürze aller Art. Anis, Kardamom, Koriander, Ingwer, Muskat, Nelken und schwarzer Pfeffer gingen in den Lagerhäusern ein und aus. Die große Zeit der „Pfeffersäcke“ war angebrochen, denn in jenen Jahren wurde schlicht alles als Pfeffer bezeichnet, was da an edlen Gewürzen aus Venedig herangekarrt wurde.

Die ebenso tüchtigen wie erfindungsreichen Lebküchner gingen dazu über, den „Pfefferkuchen“ durch Zugabe von Nüssen und Mandeln zu verfeinern, fanden immer weitere, geschmacklich ausgewogenere Mischungen aus Gewürzen, Heilkräutern und den Grundzutaten Honig und Mehl und begannen schließlich damit, den Teig auf Oblaten zu backen. Der Lebkuchen, wie er heute überall zu finden ist, war geboren. Dieter Steinmann