Wachsende Armut im Saarland droht: Verdi fordert Umverteilung von oben nach unten

Wegen der Energiekrise und der steigenden Inflation fürchtet Verdi wachsende Armut im Saarland. Die Gewerkschaft fordert daher ein umfassendes Steuerkonzept. Vermögende Menschen sollten ärmere entlasten. Die aktuellen Pläne von Bundesfinanzminister Lindner dagegen seien "krass ungerecht".
In Zeiten vn Inflation und Energiekrise brauche es laut Verdi Saar eine Umverteilung von Reich nach Arm. Symbolfotos: Matthias Balk & Arno Burgi/dpa-Bilfunk
In Zeiten vn Inflation und Energiekrise brauche es laut Verdi Saar eine Umverteilung von Reich nach Arm. Symbolfotos: Matthias Balk & Arno Burgi/dpa-Bilfunk

Laut Armutsbericht des Saarlandes sind hierzulande rund 16.000 Menschen von Armut betroffen oder gefährdet. Ein Drittel der Haushalte hat kaum Ersparnisse. Die Gewerkschaft Verdi sieht durch Energiekrise und Inflation eine „Notlage von nationaler Tragweite“ im Herbst aufziehen.

Pläne von Lindner seien „krass ungerecht“

Von den geplanten Entlastungsmaßnahmen von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) profitierten jedoch insbesondere Menschen mit hohen Einkommen. Bernd Schumann, der ver.di Bezirksvorsitzende der Region Saar-Trier, hält die geplanten Schritte für „krass ungerecht“. Menschen, die bei niedrigem Einkommen täglich hart arbeiteten, litten derzeit am meisten unter den Teuerungen, profitierten jedoch kaum.

Verdi fordert Übergewinn- und Vermögenssteuer

Daher fordert die Gewerkschaft ein umfassendes Steuerkonzept, das Veränderungen am Einkommenstarif mit einer Erhöhung des Spitzensteuersatzes und einer Übergewinnsteuer ausgleicht. Diese sollten etwa Firmen zahlen, die in der Krise überproportional Gewinne erzielten. Zugleich müsse man die Schuldenbremse aussetzen und die Vermögenssteuer wieder einführen.

Einmalige Vermögensabgabe solle Arme entlasten

Verdi schlägt darüber hinaus eine einmalige Vermögensabgabe vor. Eine solche habe es im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg im Zuge des Lastenausgleichsgesetzes schon einmal gegeben. Die Abgabe solle Menschen finanziell entlasten, die durch die Krise in die Armut gerutscht sind.

Ökonomen: Es braucht eine Umverteilung von oben nach unten

Wie Verdi anmerkt, finden auch Ökonom:innen wie Jens Südekum, Marcel Fratzscher (DIW) und die Wirtschaftsweise Veronika Grimm, dass jetzt nicht die Zeit sei, alle Einkommensbereiche zu entlasten. Im Spiegel erklärten diese, dass es angesichts der Inflation eine Umverteilung von oben nach unten brauche – nicht umgekehrt.

„Sozial schwach sind Reiche, die nur ihren Reichtum konservieren“

„Menschen in Armut werden oft als sozial schwach bezeichnet. Das ist eine pauschale Beleidigung„, befindet Schumann. Wer jeden Euro dreimal umdrehen müsse, sei arm, aber nicht sozial schwach. „Sozial schwach sind Reiche, die nur ihren Reichtum konservieren wollen. Und sozial schwach ist ein Staat, der nicht alles tut, um die Menschen aus ihrer Armut herauszuholen.“

„Das Saarland rückt zusammen“ könne Entlastung bringen

Die Kampagne der saarländischen Landesregierung „Das Saarland rückt zusammen“ dagegen begrüßt die Gewerkschaft. Die Initiativen könnten spürbare Entlastung bringen „Unser Bezirk fordert und initiiert ein breit aufgestelltes Bündnis aller Akteure zur Bekämpfung der sozialen Not“, so Bezirksgeschäftsführer Region Saar-Trier Thomas Müller abschließend.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung von Verdi Saar