Wird im Saarland zu oft Cannabis verschrieben?

Saarländische Ärzte verschreiben im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis aus medizinischen Gründen. Zu häufig, findet der Landesdrogenbeauftragte Stephan Kolling.
Im Saarland wird im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis verschrieben. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk
Im Saarland wird im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis verschrieben. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk
Im Saarland wird im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis verschrieben. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk
Im Saarland wird im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis verschrieben. Symbolfoto: Swen Pförtner/dpa-Bildfunk

Aus einer Studie der Techniker Krankenkasse geht hervor, dass Ärzte im Saarland im deutschlandweiten Vergleich am häufigsten Cannabis verordnen. 

Pro 100.000 Einwohner wurde 209 Mal ein Rezept für die Droge ausgestellt. Zum Vergleich: In Bayern waren es nur 156, in Berlin 136. Das Saarland ist deutschlandweiter Spitzenreiter. Die Krankenkasse will mit der Studie Ärzten eine Orientierung geben. Zudem soll dem „Hype“ eine nüchterne Betrachtung entgegengesetzt werden.

Der Landesdrogenbeauftragte Stephan Kolling sieht die Zahl der Verschreibungen im Saarland kritisch: „Die Saar-Ärzteschaft verordnet zu großzügig“, meint der Gesundheitsstaatssekretär zur „SZ“. Das liege auch an den unklar definierten Kriterien für die Verordnung des Rauschmittels

Auch in Hinblick auf die Legalisierung von Cannabis im Nachbarland Luxemburg warnt Kolling vor dem Konsum. Die Gefahr, dass erhebliche Schäden auftreten könnten, sei vor allem im neurologischen Bereich zu groß. Eine Legalisierung im Saarland lehnt er ab.

Man gehe zudem davon aus, dass sich die Strafverfolgungsbehörden im Saarland bereits auf die Freigabe im Großherzogtum einstellen. Es sei zu erwarten, dass Konsumenten aus ganz Deutschland über das Saarland nach Luxemburg reisen, um Cannabis zu kaufen. Laut „SZ“ sei bereits die Rede von „Cannabis-Tourismus“. Der neue Koalitionsvertrag in Luxemburg sieht vor, dass nicht nur der Besitz und Konsum, sondern auch die Herstellung von Cannabis künftig erlaubt sein soll.

Stephan Kolling sieht im Cannabis – als Einstiegsdroge – eine Gefahr. Die Zahl der Drogentoten war im vergangenen Jahr im Saarland erneut hoch. 26 Menschen waren 2018 an den Folgen von Drogenkonsum gestorben. Dieser alarmierenden Zahl soll laut „SZ“ mit einem neuen Drogenhilfezentrum entgegengewirkt werden, das über mehr Ärzte, Schutzräume und sozialpädagogische Hilfen verfügt. Die Realisierung soll 2020 beginnen.