31 Jahre nach tödlichem Anschlag in Saarlouis: Prozess gegen Rechtsextremen beginnt diese Woche

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis kommt es jetzt zu einem Prozess. Eine Zeugenaussage hat zu neuen Ermittlungen geführt.
Yeboah starb noch am Tag des Brandanschlags. Foto: Polizei
Yeboah starb noch am Tag des Brandanschlags. Foto: Polizei

Prozess beginnt diese Woche

31 Jahre nach dem Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis beginnt an diesem Mittwoch (16. November 2022) vor dem Oberlandesgericht (OLG) Koblenz der Mordprozess gegen Peter S. Der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana ist 1991 infolge des Feuers gestorben. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Angeklagten in dem Verfahren vor dem Staatsschutzsenat des OLG vor, das Feuer aus rassistischer Gesinnung gelegt zu haben.

Prozess gegen Peter S. beginnt

Der Deutsche sitzt seit April 2022 in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe hat Anklage unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes in 20 Fällen erhoben. Der 51-Jährige bestreitet laut dem OLG Koblenz die Vorwürfe.

Angeklagter soll Asylbewerberheim angezündet haben

Nach früheren Angaben der Bundesanwaltschaft hatte S. im Alter von 20 Jahren am Abend des 18. September 1991 in einer Gaststätte in Saarlouis über rassistisch motivierte Anschläge auf Unterkünfte für Ausländer im sächsischen Hoyerswerda gesprochen. „Die Gesprächsteilnehmer machten deutlich, dass sie die Begehung solcher Anschläge auch in Saarlouis gutheißen würden“, hieß es. Der heute 51-Jährige soll sich noch in derselben Nacht auf den 19. September 1991 einen Kanister mit Benzin besorgt, dieses ins Treppenhaus des Wohnheims für Asylbewerber gegossen und angezündet haben.

Yeboah stirbt nach Feuer

Das Feuer breitete sich rasch aus. Im Dachgeschoss erlitt Samuel Yeboah laut OLG schwerste Verbrennungen und eine Rauchvergiftung. Er starb noch am selben Tag. Zwei andere Hausbewohner seien aus einem Fenster gesprungen und hätten sich Knochen gebrochen. 18 weitere Bewohner brachten sich den Angaben zufolge über Feuerleiter, Fenster und Balkone unverletzt in Sicherheit.

Bei dem Brandanschlag war Samuel Yeboah ums Leben gekommen. Foto: Polizei

Zeugenaussage führt zu neuen Ermittlungen

Die Bundesanwaltschaft nahm den jahrzehntealten Fall im April 2020 neu unter die Lupe. Eine Sprecherin des OLG Koblenz erklärte: „Eine Zeugenaussage hat zu neuen Ermittlungen geführt.“ S. soll die Tat in den 2000er Jahren laut einer Zeugin auf einem Grillfest gestanden haben. Sie meldete sich im Jahr 2019 bei der Polizei. Daraufhin nahmen die Beamt:innen die Ermittlungen wieder auf.

Saar-Polizei entschuldigt sich

Zuvor waren die ursprünglichen Ermittlungen der saarländischen Justiz eingestellt worden. Die Saar-Polizei entschuldigte sich für „Defizite in der damaligen Polizeiarbeit“.

Komplexes Verfahren erwartet

Die Zuständigkeit des OLG Koblenz in Rheinland-Pfalz ergibt sich aufgrund eines Staatsvertrages mit dem Saarland. Das Verfahren ist komplex. Laut einem Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) zur Fortdauer der Untersuchungshaft des 51-Jährigen hat es bei der Anklageerhebung 49 Aktenordner umfasst. Das OLG Koblenz hat vorerst neun Verhandlungstage bis zum 20. Dezember anberaumt.

Gedenken an Samuel Yeboah

Erst am 19. September 2022, exakt 31 Jahre nach dem rassistischen Brandanschlag in Saarlouis, hatten dort am einstigen Tatort rund 60 Menschen des getöteten Asylbewerbers Samuel Yeboah gedacht. An einer von der Stadt errichteten Gedenktafel wurden Blumen niedergelegt.

Der 27-jährige Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana war infolge des Feuers ums Leben gekommen. Foto: picture alliance/dpa | Harald Tittel

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur