Mordfall Yeboah: Saar-Polizei gibt Versäumnisse zu

Die Saar-Polizei hat im Fall des vor mehr als 30 Jahren ermordeten Samuel Yeboah Defizite bei den damaligen Ermittlungen eingeräumt. Das habe eine Arbeitsgruppe festgestellt.
Bei dem Brandanschlag war Samuel Yeboah ums Leben gekommen. Foto: Polizei
Bei dem Brandanschlag war Samuel Yeboah ums Leben gekommen. Foto: Polizei

Das saarländische Landespolizeipräsidium hat im Fall des vor mehr als drei Jahrzehnten aus mutmaßlich rechtsextremen Motiven ermordeten Geflüchteten Samuel Yeboah Versäumnisse eingeräumt. Die Polizei habe in der damaligen Organisationsstruktur, zum Beispiel in der dezentralen Bearbeitung von Tötungsdelikten, in Teilen nicht richtig funktioniert, teilte Sprecher Stephan Laßotta am heutigen Montagmorgen (4. April 2022) mit. Wenige Stunden zuvor war ein tatverdächtiger Neonazi in Saarlouis festgenommen worden.

Arbeitsgruppe bei Saar-Polizei stellt Defizite fest

Im Rahmen der Wiederaufnahme der Ermittlungen im Mordfall war eine Arbeitsgruppe bei der Saar-Polizei gegründet worden. Sie habe Defizite etwa bei der Erhebung, Bewertung und Weitergabe von Informationen festgestellt, so Laßotta. Diese Versäumnisse würden derzeit intensiv aufgearbeitet. „Die damaligen Sachbearbeitungsabläufe sind aber bereits jetzt nicht mehr mit den heutigen Bearbeitungsstandards zu vergleichen: Heute wird in Ermittlungen mindestens das ‚Vier-Augen-Prinzip‘ angelegt und es gibt weitere Qualitätskontrollmechanismen, wie zum Beispiel die Betrachtungsweise unter verschiedenen kriminalistischen Gesichtspunkten“, sagte der Sprecher.

Rechtsextremer Mord an Samuel Yeboah: Neonazi festgenommen

1991 war der aus Ghana geflüchtete Yeboah bei einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Saarlouis-Fraulautern ums Leben gekommen. Nachdem die Ermittlungen fast 30 Jahre keinen Verdächtigen eingebracht hatten, gab es im Sommer 2020 eine neue Spur. Sie führte zu dem heute festgenommen Peter S., der laut Antifa-Recherchen mindestens seit dem Jahr 1990 als Rechtsextremer in Erscheinung tritt.

Inzwischen nahm die Polizei einen Verdächtigen im Fall des ermordeten Yeboah fest. Foto: Polizei

Polizei stellt Ermittlungen in „Cold Cases“ um

Einige Schwachstellen bei der Polizei seien mittlerweile durch verschiedene Änderungen in der Struktur behoben worden, sagte Laßotta. So würden beispielsweise Tötungsdelikte im Landespolizeipräsidium zentral bearbeitet. Zudem gibt es neue Strukturen bei den Ermittlungen in „Cold Cases“, also Fällen, in denen seit längerer Zeit keine neuen Erkenntnisse vorliegen. Seit Dezember 2020 werden diese Fälle von Dienststellen bearbeitet, die nicht mit der ursprünglichen Sachbearbeitung betraut waren. „Auf diese Art und Weise soll eine unvoreingenommene und strukturierte erneute Prüfung von Spuren und Hinweisen ermöglicht werden, um neue Blickwinkel und Ermittlungsansätze zur Klärung von ungeklärten Tötungsdelikten zu gewinnen“, so der Sprecher.

Landespolizeipräsident entschuldigt sich für Defizite

Landespolizeipräsident Norbert Rupp zeigte sich erleichtert, „dass diese schreckliche Tat nach über 30 Jahren endlich aufgeklärt scheint“. Die Arbeitsgruppe setze die interne Aufarbeitung fort und werde diese in Abhängigkeit zum laufenden Verfahren der Bundesanwaltschaft auch zum Abschluss bringen. „Ich entschuldige mich im Namen des Landespolizeipräsidiums dafür, dass offensichtlich auch Defizite in der damaligen Polizeiarbeit zur Einstellung der Ermittlungen geführt haben. So etwas darf sich nicht wiederholen, dazu haben wir, wie dargestellt, Qualitätsstandards eingeführt“, so Rupp abschließend.

Verwendete Quellen:
– Mitteilung des saarländischen Landespolizeipräsidiums, 04.04.2022
– eigene Berichte
– Antifa Saar – Projekt AK