Apotheken im Saarland treten am Mittwoch in Streik

Am Mittwoch (19. Oktober 2022) streiken im Saarland die Apotheken. Sämtliche Filialen sollen an diesem Tag im gesamten Bundesland schließen. Das sind die Gründe für den Streik:
Am Mittwoch streiken die Apotheken im Saarland. Archivfoto (Landmann Apotheke Saarbrücken): BeckerBredel
Am Mittwoch streiken die Apotheken im Saarland. Archivfoto (Landmann Apotheke Saarbrücken): BeckerBredel

Apotheken protestieren, um auch in Zukunft für Sie da zu sein“, so das Motto des Streiks am kommenden Mittwoch (19. Oktober 2022). Ab 12:00 Uhr schließen dann saarlandweit alle Apotheken.

Honorarkürzung bedeutet 6.500 Euro Verlust für Durchschnittsapotheke

Der Grund: Der Entwurf des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes sieht eine Reduzierung des Apothekenhonorars vor. Dem Entwurf zufolge sollen Apotheken den gesetzlichen Krankenkassen zwei Jahre lang für jedes rezeptpflichtige Arzneimittel einen erhöhten Abschlag einräumen. Bislang ist eine Erhöhung von 1,77 auf 2 Euro vorgesehen. Eine durchschnittliche Apotheke verliere dadurch rund 6.500 Euro an Gewinn. Bundesweit bedeute das eine Belastung der 18.000 Filialen von 120 Millionen Euro netto im Jahr.

Wirtschaftliche Lage sei schlecht – viele Schließungen

„Die wirtschaftliche Lage der Apotheken ist dramatisch schlecht – wenn unser Honorar weiter gekürzt wird, werden noch mehr Apotheken schließen„, fürchtet Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverein e. V.. Das träfe auch die Patient:innen. Im Saarland hätten allein in den letzten zehn Jahren 15 Prozent aller Apotheken dauerhaft geschlossen.

Übermäßige Einnahmen in Pandemie vs. übermäßige Belastung

Die Rechtfertigung für die geplanten Einsparungen: Apotheken hätten in der Pandemie übermäßig viel verdient. Susanne Koch hält das für unverfrorenes Politikversagen. Die Einrichtungen hätten vielmehr dazu beigetragen, Deutschland gut durch die Pandemie zu bringen. Apotheken hätten die Bevölkerung in kürzester Zeit mit Schutzmasken versorgt, Desinfektionsmittel hergestellt, als dieses mangelte, Corona-Schnelltests in Kindergärten und Schulen und als Bürgertests angeboten und Millionen Impfzertifikate ausgestellt.

„Diese Leistungen konnten wir nur erbringen, weil wir zusammen mit unseren Teams bis an unsere Leistungsgrenzen und oft darüber hinaus gegangen sind“, so Koch. Für diesen Einsatz sollten Apotheken auch angemessen vergütet werden. Diese Vergütung als Rechtfertigung für Kürzungen im Honorar zu nehmen, erwecke den Eindruck, dass sich Leistung nicht mehr lohnt.

Apotheken fordern Aufstockung statt Kürzung

Statt das Honorar zu kürzen, müsse dieses aufgestockt werden. „Unser Honorar wurde vor 10 Jahren eingefroren. Unsere Kosten aber sind durch Inflation, zuletzt explodierende Energiepreise und jüngst durch hohe Tarifabschlüsse für die Angestellten stark gestiegen“, so die Vorsitzende. Bei einer Kürzung könnten viele Apotheken von der Bildfläche verschwinden.

Die zweite und dritte Lesung zum GKV-Finanzstabilisierungsgesetz im Bundestag findet am 20. Oktober 2022 statt.

Verwendete Quellen:
– Pressemitteilung des Saarländischen Apothekerverein e.V.