Tafelverband Saarland fordert Hilfe: Nutzt die Politik das Ehrenamt aus?

Rund 60.000 Menschen sind im Saarland und Rheinland-Pfalz auf die Tafeln angewiesen. Doch auch die gemeinnützigen Einrichtungen selbst stehen aufgrund steigender Kosten vor Problemen. Der Tafel-Verband Rheinland-Pfalz/Saarland fordert deshalb mehr Unterstützung aus der Politik. Diese dürfe sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen.
In Deutschland sind rund 60.000 Personen auf das Hilfsangebot der gemeinnützigen Tafeln angewiesen. Foto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
In Deutschland sind rund 60.000 Personen auf das Hilfsangebot der gemeinnützigen Tafeln angewiesen. Foto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
In Deutschland sind rund 60.000 Personen auf das Hilfsangebot der gemeinnützigen Tafeln angewiesen. Foto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk
In Deutschland sind rund 60.000 Personen auf das Hilfsangebot der gemeinnützigen Tafeln angewiesen. Foto: Andreas Arnold/dpa-Bildfunk

Tausende von Menschen sind auf Tafeln angewiesen

Im Saarland und Rheinland-Pfalz gibt es aktuell 65 Tafeln. Laut Angaben des Tafel-Verbands Rheinland-Pfalz/Saarland seien in diesen Einrichtungen rund 60.000 Menschen als Kunden registriert, darunter seien ein Drittel Kinder. Adolf Reuter, der Vorsitzende der Mainzer Tafel, geht davon aus, dass eigentlich sogar noch mehr Menschen auf die Tafeln angewiesen seien, sich aber aus Scham nicht trauten, die Einrichtungen aufzusuchen: „Es verlangt eine gewisse Demut, sich anzustellen“. Die Zahl der Menschen, die auf die ehrenamtlich geführten Einrichtungen angewiesen sind, wächst also weiter.

Tafeln fordern mehr Unterstützung von öffentlicher Seite

Doch nicht nur die Menschen, die die Tafeln in Anspruch nehmen, benötigen Hilfe. Auch die Einrichtungen selbst brauchen nach Einschätzung des Tafel-Landesverbands Rheinland-Pfalz/Saarland mehr Unterstützung: „Wir brauchen institutionelle Förderung“, sagt die Verbandsvorsitzende Sabine Altmeyer-Baumann. Zwar gebe es bereits von einigen Kommunen Hilfe, von vielen anderen komme aber nichts. Die Tafeln würden politisch geschätzt, weil geglaubt werde, Ehrenamt koste nichts. „Den Zahn müssen wir der Politik ziehen.“

Die Politik steht bereits seit längerer Zeit in der Kritik, weil ihr vorgeworfen wird, sich auf Kosten des Ehrenamts aus der Verantwortung zu stehlen: „Armut in Deutschland: Was die Politik jetzt ändern muss“. Einige Tafeln mussten im letzten Jahr beispielsweise Aufnahmestopps verhängen. Auch in Saarbrücken waren im letzten Jahr temporär keine Neuanmeldungen mehr möglich: „Keine Neuanmeldungen bei Saarbrücker Tafel bis Mai möglich“.

Steigende Kosten stellen Tafeln vor Probleme

Aufgrund verschiedener Entwicklungen rechnen die Tafeln mit steigenden Kosten und weiteren Problemen. Eines der Probleme: Die Einrichtungen holten Lebensmittelspenden mit Kühlfahrzeugen ab, die oft ältere Diesel seien. Ein Fahrverbot werde auch die Tafel treffen, meint Altmeyer-Baumann. „Dann brauchen wir Unterstützung.“

Außerdem bringe die fortschreitende Digitalisierung zusätzliche Kosten. Damit die Tafeln gut erreichbar seien, müssten sie mit der entsprechenden Soft- und Hardware ausgestattet sein. Zudem hätten die Einrichtungen alle laufende Kosten, beispielsweise seien viele Räume angemietet.

Die gemeinnützigen Tafeln hoffen nun aus mehr Unterstützung aus der Politik. In diesem Zusammenhang äußerte Adolf Reuter von der Mainzer Tafel: „Wir kriegen von öffentlicher Stelle keinen Cent.“ Die Hälfte der Ausgaben – etwa für Miete und Versicherungen – decke die Tafel über Mitgliedsbeiträge und die symbolischen Kundenbeiträge von 1,50 Euro pro Erwachsenen ab. Wie aber soll die Einrichtung die andere Hälfte der Rechnungen bezahlen? „Die müssen wir über Spenden reinkriegen“, sagte Reuter.

Tafeln wohl auch in Zukunft notwendig

Dass die Tafeln in absehbarer Zeit abgeschafft werden können, daran glaubt keiner der Akteure. Reuter spricht von einem „frommen Wunschdenken“. Seine Kollegin Adele Haag aus Kaiserslautern kritisiert: „Die kriegen bei uns ein Zubrot, aber keine Grundversorgung. Für die Grundversorgung ist der Staat zuständig.“ Auch die Vorsitzende des Tafel-Landesverbands sieht die Verantwortung klar verteilt. „Wir erleben, dass Menschen ausgegrenzt werden. Dass sie in einem reichen Land nicht dabei sein können“, sagt Altmeyer-Baumann. Das zu ändern, sei Sache der Politik. Es liegt nun an der Politik, seiner Verantwortung in Sachen Daseinsvorsorge Rechnung zu tragen und die gemeinnützigen Einrichtungen besser zu unterstützen.

Verwendete Quellen:
• Deutsche Presseagentur
• Eigene Recherche