Verkauf von Rhenania-Haus in Saarbrücken: Bewerbung von „Peter Gross Bau“ beschwört Riesen-Zoff

Das Rhenania-Haus am Römerkastell soll verkauft werden. Zwei Bewerber wollen das Gelände um das "Silodom" künftig betreiben: Die saarländische Firma "Greencells" zusammen mit dem Verein "Sektor Heimat" und "Peter Gross Bau". Bei der Bewerbung kam es allerdings zu einem Eklat.
Der "Sektor Heimat" am Osthafen in Saarbrücken. Foto: BeckerBredel
Der "Sektor Heimat" am Osthafen in Saarbrücken. Foto: BeckerBredel

Am 24. Mai 2022 will der Stadtrat von Saarbrücken über die Zukunft des Rhenania-Hauses am Osthafen entscheiden. Dieses soll für rund 600.000 Euro verkauft werden. Das Ziel: Einen Raum für die Kreativ- und Kulturszene zu schaffen. Seit August des vergangenen Jahres läuft die Bewerbungsphase. Zwei Konzepte liegen nun vor: Das Solarstromunternehmen Greencells will mit dem Verein „Sektor Heimat“ das „Kulturgut Ost“ entstehen lassen. Die Firma „Peter Gross Bau“ aus St. Ingbert hat derweil den „Port Est“ geplant.

„Peter Gross Bau“ plant Kooperation mit „Sektor Heimat“

Das Problem: Der benachbarte Silotum gehört bereits Greencells. Seit 2015 stellt die Firma das Gebäude dem Verein „Sektor Heimat“ zur Verfügung, um dort Partys. Konzerte und andere Events zu veranstalten. In ihrem Konzept und auch der Social Media Kampagne wirbt jedoch auch die „Peter Gross Bau Holding“ mit einer Zusammenarbeit mit dem Verein. So lautet etwa bereits der Untertitel zu „Port Est“ auf der Homepage: „Mehr Sektoren. Mehr Heimat“. Man wolle die bereits ansässige Kulturszene integrieren.

Verein distanziert sich deutlich von Zusammenarbeit

„Sektor Heimat“ selbst jedoch grenzt sich nun klar von dieser möglichen Kooperation ab. In einem Instagram-Post erklärte der Verein: „Die gezeigte Vision entspricht in keiner Art und Weise unseren Idealen oder unserer Vorstellung von einem organisch gewachsenen und (sozio-)kulturell fruchtbarem Osthafen. Wir distanzieren uns in jeglicher Form von einer rein kommerziellen Aneignung eines so wichtigen Ortes.“ Eine Zusammenarbeit sowie Nutzung des Namens, der Logos und der Ideen sei nie abgemacht gewesen. Der Verein sei ohne Absprache „als Trumpfkarte“ benutzt worden. Eine Zusammenarbeit mit „Peter Gross Bau“ könne „Sektor Heimat“ sich nicht mehr vorstellen.

Das Konzept zu „Port Est“

Das Konzept der Baufirma sieht neben einer Sanierung etwa den Bau des „größten Holzhochhauses im Saarland“ vor. Hinzu kommen ein Parkhaus, eine Holzbühne und ein Pier, unter dem ein Holzdeck mit integriertem Pool liegen soll. Auch das Wasser will die Firma mit einer Anlegestelle für Ausstellungs- und Restaurantschiffe erschließen. Das Gebäude selbst soll eine zweistöckige Eventlocation und Räume für das Werkstattkollektiv des „Sektor Heimats“ beinhalten. Auch das Erdgeschoss und der Keller stünden dem Verein zur Verfügung. Dort soll etwa die Undergroundbar „U1“ entstehen. Außerdem will „Peter Gross Bau“ einen Kindergarten, Start-Ups, eine Craft-Beer-Brauerei, aber auch eigene Abteilungen ansiedeln.

„Eine leblose Hülle bleibt eine leblose Hülle“

Dass das Konzept der Baufirma dem Verein missfällt, ist nicht weiter überraschend. Während der Osthafen bislang Heimat für Subkultur, Künstler:innen und Kreative war, betont das Konzept von „Peter Gross Bau“ die schicke, gradlinige Architektur und die breitgefächerte Ausrichtung für „alle Bürgerinnen und Bürger“. Nach Ansicht von „Sektor Heimat“ raubt man dem Ort so aber seine Seele. „Hip betitelte Diskotheken, Systemgastronomie und künstlich konstruierte Inhalte haben nichts mit dem Lebensgefühl des Osthafens oder dem heutigen Zeitgeist und Bedarf zu tun“, so der Verein. „Eine leblose Hülle, bleibt eine leblose Hülle, egal wie sehr sie auf Zeichnungen aufgehübscht wird.“ Das Konzept des Vereins sieht derweil so aus:

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Stadtverwaltung empfiehlt Konzept von Greencells & Sektor Heimat

„Sektor Heimat“ sei jedoch guter Dinge, dass das „Kulturgut Ost“ am Ende gewinnen wird. Die Entscheidung liegt nun beim Stadtrat. Die Stadtverwaltung hat bereits eine Empfehlung zugunsten von Greencells und Sektor Heimat ausgesprochen. Zwar überzeugte „Peter Gross Bau“ die Fachämter in Sachen Architektur mehr, jedoch seien das Nutzungskonzept und die Ideen von Greencells/Sektor Heimat ausgereifter. Diesen soll bei der Entscheidung am meisten Gewicht gegeben werden. Die Verwaltung sah etwa die Ansiedlung einer Kita in einem Gebäude mit Club und Brauerei kritisch. Auch bei Ökologie und Parkflächen konnte die Kooperation mehr überzeugen. Peter Gross dagegen punktete mit dem Finanzierungskonzept. „Da in beiden Konzepten gute Ideen vorgetragen wurden, wird empfohlen, den Mitbewerber bei der Entwicklung des weiteren Umfeldes einzubinden„, so die Stadtverwaltung.

Verwendete Quellen:
Kulturgut Ost auf Instagram
Konzeptvergabe Rhenania – Bürgerinfo Saarbrücken
Konzept zu Port Est
Eigener Artikel