Tankstellen-Mord von Idar-Oberstein: Tatverdächtiger hatte nahezu zwei Promille

Ohne das Tragen der vorgeschriebenen Corona-Schutzmaske wollte ein Mann an einer Tankstelle Bier kaufen. Als ein Mitarbeiter ihn abwies, erschoss er ihn kurz darauf. Zur sogenannten Querdenkerszene gehöre er nach eigenen Angaben nicht. Im Mordprozess gegen den Tatverdächtigen sagte heute ein Rechtsmediziner aus. Nahezu zwei Promille soll der mutmaßliche Täter zum Zeitpunkt der tödlichen Schüsse gehabt haben:
Der Angeklagte wird in Handschellen in den Gerichtssaal gebracht. Archivfoto: picture alliance/dpa | Boris Roessler
Der Angeklagte wird in Handschellen in den Gerichtssaal gebracht. Archivfoto: picture alliance/dpa | Boris Roessler

Tödliche Schüsse an Tankstelle: Täter war erheblich betrunken

Der Mann, der vergangenes Jahr an einer Tankstelle in Idar-Oberstein den jungen Kassierer erschossen haben soll, war zur Tatzeit stark betrunken. Der 50-Jährige habe zwischen 1,73 und 1,93 Promille Alkohol intus gehabt, sagte ein Rechtsmediziner am heutigen Freitag (6. Mai 2022) bei dem Mordprozess im Landgericht Bad Kreuznach. Die Angabe, am Tattag ab dem späten Nachmittag bis zu dem tödlichen Schuss am Abend insgesamt 5,5 Liter Bier getrunken zu haben, sei plausibel.

Die Tat vom vergangenen September hatte bundesweit für Aufsehen und Entsetzen gesorgt. Der einzige Grund für das Verbrechen soll wahrscheinlich gewesen sein, dass der 20 Jahre alte Tankstellenmitarbeiter den Mann mehrfach auf die coronabedingte Maskenpflicht hingewiesen und ihm ohne das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes kein Bier verkaufen wollte. Der Angeklagte hatte angegeben, sich hierdurch provoziert gefühlt zu haben.

Tatverdächtiger sei „übergeschnappt“

Bei der Vorführung bei der Haftrichterin hatte der Tatverdächtige berichtet, nicht zur sogenannten Querdenkerszene zu gehören. Er könne jedoch einiges von deren Denkweise verstehen und wolle nicht in einem totalitären Staat „aufwachen“. Die Anhörung war gefilmt worden, die Aufnahmen wurden am Freitag im Prozess abgespielt. Der Angeklagte sagte darin gleich zu Beginn, der Tathergang stimme so, wie es ihm vorgeworfen werde. Die vergangenen beiden Jahre hätten ihn sehr mitgenommen, er sei „übergeschnappt“. Die damals zuständige Haftrichterin des Amtsgerichts Bad Kreuznach schilderte in ihrer Zeugenaussage bei Gericht ihren Eindruck von dem großen, massigen Mann als „intelligent, erstaunlich ruhig und präzise in seiner Wortwahl“.

Anklage wegen Mordes und unerlaubten Waffenbesitzes

Der Mann ist wegen Mordes und unerlaubten Waffenbesitzes angeklagt, als Mordmerkmale sieht die Staatsanwaltschaft Heimtücke und niedere Beweggründe. Laut Anklage und eigenen Angaben vor Gericht hatte der heute 50-Jährige zunächst in der Tankstelle in Idar-Oberstein (Kreis Birkenfeld) vergeblich versucht, sich Bier zu kaufen. Als der 20-jährige Schüler, der in der Tankstelle jobbte, ihm wegen dem Fehlens der Corona-Schutzmaske das gewünschte Bier verweigerte, besorgte er sich den Alkohol in einer anderen Tankstelle. Dann fuhr er nach Hause, holte einen geladenen Revolver und kehrte in die erste Tankstelle zurück. Dort soll er aus kurzer Distanz geschossen haben.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte