Homburger Assistenzarzt drohte Anklage wegen Kinderpornografie

Der Assistenzarzt, der in Homburg mehrere Kinder sexuell missbraucht haben soll, stand vor seinem Tod kurz vor einer Anklage durch die Staatsanwaltschaft. Der Grund: Bei dem Mediziner waren kinderpornografische Fotos gefunden worden.
An der Uniklinik in Homburg soll ein Assistenzarzt mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
An der Uniklinik in Homburg soll ein Assistenzarzt mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
An der Uniklinik in Homburg soll ein Assistenzarzt mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.
An der Uniklinik in Homburg soll ein Assistenzarzt mehrere Kinder sexuell missbraucht haben. Foto: Oliver Dietze/dpa-Bildfunk.

Die Ermittlungen gegen Matthias S. waren bereits fortgeschritten, als sie mit dem Tod des damals 36-Jährigen im Juni 2016 eingestellt wurden.

Kinderpornografische Fotos gefunden

Bereits im März 2015 kam es zu einer Hausdurchsuchung bei der drei Einläufe, Medikamente und 400.000 Bilder sichergestellt wurden. Das berichtet der „SR“. Drei der Fotos wurden von der Staatsanwaltschaft als kinderpornografisch eingestuft. Sie wurden 2005 und 2006 aufgenommen. Ein Bezug zur Klinik bestand nicht. Eine Anklage gegen den Kinderarzt stand laut „SR“-Informationen kurz bevor.

Eltern wurden von der Polizei informiert

Anders als in den 34 Fällen, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie aufgedeckt wurden, wurden die Eltern der drei Opfer über die Vorfälle in Kenntnis gesetzt. Sie wurden von der Polizei eigenständig eingeschaltet, um Gefahren abzuwehren. Auch im Rahmen der Ermittlungen an der Uniklinik sollen die Ermittler nachgefragt haben, ob die Opfer und deren Eltern nicht zu informieren seien. Die Staatsanwaltschaft lehnte dies jedoch ab.

Taten nicht eindeutig sexuell motiviert

Die Begründung: Man ging von einer „ambivalenten Handlung“ aus. Ob die Untersuchungen im Anal- und Genitalbereich medizinisch nötig oder sexuell motiviert waren, war nicht eindeutig zu klären. Die Kinder waren so aus einem rechtlichen Standpunkt nicht klar als „Verletzte“ anzusehen. Die Klinik gab an, die Kinder nicht „viktimisieren“ oder „traumatisieren“ zu wollen. Dennoch bestand vermutlich eine Informationspflicht gegenüber der Eltern.

Missbrauchs-Vorwürfe in Homburg: Bisherige Artikel zum Thema

28.08.2019: Saar-Landtag untersucht Missbrauchsskandal an Uniklinik Homburg
01.08.2019: Missbrauchsskandal in Homburg: Verfahren gegen Staatsanwältin abgelehnt
19.07.2019: Homburger Missbrauchs-Skandal: Mehr Fälle bekannt geworden
17.07.2019: Sonderermittler soll Missbrauchs-Vorwürfe an Homburger Klinik untersuchen
10.07.2019: Kinder sollen während Untersuchungen geschrien haben
06.07.2019: Uniklinik will Kinderschutz ausbauen
04.07.2019: Wann wusste AKK von Vorwürfen gegen Arzt?
02.07.2019: Opferanwältin will jetzt Klinik und Staatsanwaltschaft anzeigen
28.06.2019: Klinik hatte schon 2011 Hinweis auf pädophile Veranlagung von Matthias S.
27.06.2019: Arzt soll mit zwölfjährigem Patienten gechattet haben
25.06.2019: So verteidigt die Klinik ihr Schweigen
24.06.2019: Pädophiler Arzt soll an Homburger Klinik Kinder missbraucht haben

Verwendete Quellen:
• Saarländischer Rundfunk
• Eigene Artikel