Minusgeschäft von rund 200.000 Euro: „Saarvenir“ wird zum finanziellen Flop

Das sogenannte "Saarvenir" sorgte bereits bei seiner offiziellen Vorstellung vor wenigen Monaten für viel Kritik. Nun zeigen die bisherigen Verkaufszahlen, dass das Saarland-Souvenir auch aus finanzieller Sicht zu einem desaströsen Flop werden könnte:
Sehr viel Geld wurde für das "Saarvenir" in die Hand genommen. Foto: Tourismuszentrale Saarland
Sehr viel Geld wurde für das "Saarvenir" in die Hand genommen. Foto: Tourismuszentrale Saarland

Als das Saarvenir im April 2023 von Tourismus Zentrale Saarland offiziell vorgestellt wurde, ernteten die Macher:innen viel Häme und Spott für ihr kleines Kunstwerk. Gleich acht Sehenswürdigkeiten der Region wollte man in dem Saarland-Souvenir darstellen. Eine unlösbare ästhetische Herausforderung, wie sich zeigen sollte. Nicht selten wurden im Internet Vergleiche zu einem Sperrmüllhaufen gezogen.

Saar-Influencer Captain Maggi übte diplomatisch Kritik: „Mohl ebbes anneres“ lautete sein Fazit. Screenshot Facebook/Captain Maggi

Kritik wegen Steuergeld-Verschwendung: Kosten in Höhe von 230.000 Euro

Eine weitere Kritikwelle entstand, nachdem Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) die Kosten für das „Saarvenir“ preisgab. Rund 230.000 Euro wurden für Ideenfindung, Produktion und Vermarktung der ersten 300 Exemplare ausgegeben. Vor allem die CDU-Fraktion im Landtag kritisierte das Projekt, da 170.000 Euro dafür aus dem schuldenfinanzierten Corona-Fonds kamen. Dass Finanzmittel in dieser Höhe aus Corona-Mitteln für eine Tourismus-Kampagne genommen werden können, hatte zwar damals noch die Große Koalition aus CDU und SPD entschieden. Die konkrete Verwendung für das „Saarvenir“ will die CDU allerdings nicht gutheißen.

Geringe Verkaufszahlen des „Saarvenirs“ macht Saarland-Souvenir zum finanziellen Flop

SOL.DE-Berechnungen zufolge entpuppt sich das „Saarvenir“ rund vier Monate nach seiner Veröffentlichung nun auch immer mehr als finanzieller Flop. Die „Saarbrücker Zeitung“ hatte am heutigen Montag (14. August 2023) zunächst exklusiv über die bisherigen Verkaufszahlen der „Saarvenir“-Produkte berichtet. Am Mittag hatte die Tourismus Zentrale Saarland die Zahlen dann auch gegenüber anderen Medien bestätigt.

Demnach wurde das „Saarvenir“ selbst erst rund 400 Mal verkauft. Ähnlich schlecht sehen die Zahlen bei den anderen Merchandise-Produkten aus. So wurde die „Saarvenir“-Tasse rund 80 Mal verkauft, die Holzbrettchen 40 Mal, die Taschen 300 Mal und die Magnete 280 Mal.

„Saarvenir“ offenbar ein dickes Minusgeschäft

Durch die Transparenz der Absatzzahlen lässt sich der ungefähre Umsatz abschätzen, den die „Saarvenir“-Produkte bislang eingespielt haben. Unseren Berechnungen zufolge dürfte dieser bei rund 12.000 Euro liegen:

  • Saarvenir: 400 verkaufte Exemplare zu je 20,80 Euro = 8.320 Euro Umsatz
  • Saarvenir-Tassen: 80 verkaufte Exemplare zu je 10,80 Euro = 864 Euro Umsatz
  • Saarvenir-Holzbrettchen: 40 verkaufte Exemplare zu je 14,99 Euro = 599,60 Euro Umsatz
  • Saarvenir-Taschen: 300 verkaufte Exemplare zu je 2,50 Euro = 750 Euro Umsatz
  • Saarvenir-Magnete: 280 verkaufte Exemplare zu je 5,50 Euro = 1.540 Euro Umsatz

Stellt man die erzielten Umsätze den Kosten von rund 230.000 Euro gegenüber, so ergibt sich ein dickes Minusgeschäft. Der Verlust dürfte mithin weit über 200.000 Euro liegen.

Kann die Aufmerksamkeit den finanziellen Verlust kompensieren?

Nun darf man allerdings nicht vergessen, dass es bei dem Projekt „Saarvenir“ nicht um eine Gewinnerzielung durch Produktverkäufe geht. Ziel des Saarland-Souvenirs ist es, Aufmerksamkeit für die Sehenswürdigkeiten im Saarland zu gewinnen und damit letztlich den Tourismus in der Region anzukurbeln. Das äußerte auch Wirtschaftsminister Barke so, als es um die Verteidigung des „Saarvenirs“ vor wenigen Monaten ging: „Saarvenir-Macher rechtfertigen: Es ging uns nie um Ästhetik“.

Digitale Zahlen: „Saarvenir“ interessiert außerhalb des Saarlandes kaum jemanden

Zwar lässt sich „Aufmerksamkeit als Währung“ grundsätzlich nur schwerlich beziffern. Im digitalen Zeitalter gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten und Tools anhand derer man zumindest gewisse Kennzahlen transparent machen kann. Doch dazu gleich. Zunächst haben wir einen Blick auf die Berichterstattungen über das „Saarvenir“ geworfen. Und da lässt sich schon bei oberflächlicher Recherche feststellen, dass das „Saarvenir“ zwar kurzerhand ein großes Thema in den Medien war, allerdings fast ausschließlich in saarländischen Medien.

Ein Blick in die großen Suchmaschinen zeigt: Überregionale Aufmerksamkeit hat das „Saarland-Souvenir“ kaum erhalten. In News-Suchen findet man vor allem Berichte aus dem Saarland. Überregionale Berichte gibt es hingegen nur ganz wenige. Und wenn das Thema überhaupt aufgegriffen wurde, dann oftmals um zu spotten. So beispielsweise auch bei der Unterhaltungsshow „TV-Total“, in der man in ein paar Minuten sinngemäß ausgedrückt, dass man die Idee total lächerlich findet. Aber selbst wenn man daran glaubt, dass „jede PR eine gute PR“ ist, so muss man konstatieren, dass es schlichtweg kaum PR gibt.

Suchanfragen zu Sehenswürdigkeiten im Saarland haben nicht zugenommen

Doch wieder zurück zu den digitalen Tools. So lässt sich das Interesse an dem „Saarvenir“ und an den darin verkörperten Sehenswürdigkeiten relativ einfach über sogenannte Keyword-Tools nachprüfen. Sollten die Suchanfragen nach Veröffentlichung des „Saarvenirs“ gestiegen sein, so könnte man den Erfolg der Kampagne zuschreiben. Um es kurz zu machen: Es gibt für keine der acht dargestellten Sehenswürdigkeiten einen Anstieg der Suchanfragen.

Auch für die Suchanfrage „Saarvenir“ selbst gibt es nur eine kurze Kurve nach oben im Frühjahr 2023. Das ist allerdings kaum verwunderlich, da die Menschen vor der Veröffentlichung/Existenz des „Saarvenirs“ den Begriff schließlich überhaupt noch nicht kannten. Noch deutlicher wird die Wirkungslosigkeit der ganzen Kampagne, wenn man sich anschaut, aus welchen Regionen die entsprechenden Suchanfragen stammten. Auch hier gab es kaum nennenswerte Resonanz außerhalb des Saarlandes.

Kurzer Suchtrend zu „Saarvenir“ im Frühjar 2023. Allerdings fast nur im Saarland. Screenshot: GoogleTrends

Das mangelnde Interesse außerhalb des Saarlandes spiegelt sich übrigens auch in den Verkaufszahlen wider. Laut Angaben der Tourismus Zentrale Saarland stammen knapp 80 Prozent der Käufer von „Saarvenir“-Produkten aus dem Saarland.

Verwendete Quellen:
– Berichte der „Saarbrücker Zeitung“, des „Saarländischen Rundfunks“, eigene Berichte sowie Informationen der Tourismus Zentrale Saarland