Zur „Liste der Schande“: Saar-Unternehmen schweigen über Geschäfte in Russland

"Reden möchte kaum jemand": Das kritisiert ein Medienbericht derzeit an einigen saarländischen Unternehmen. Konkret geht es dabei um Anfragen bezüglich einer "Prangerliste" der Universität Yale. Diese führt auf, welche Unternehmen weltweit noch Geschäftsbeziehungen zu Russland pflegen. Entsprechende Firmen würden sich bedeckt halten - während Wirtschaftsaktivitäten weiterlaufen. Doch es gehe auch anders, wie ein Beispiel aus dem Saarland zeigt.
Aufgrund der Geschäfte in Russland landet Globus in der "Hall of Shame" einer Yale-Analyse. Foto: Globus Markthalle
Aufgrund der Geschäfte in Russland landet Globus in der "Hall of Shame" einer Yale-Analyse. Foto: Globus Markthalle

Nach Angaben der US-Uni Yale hätten sich seit Ausbruch des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Hunderte Unternehmen weltweit freiwillig dazu bereit erklärt, ihre Geschäftsbeziehungen mit Russland zu beenden. Doch viele Unternehmen lassen sich nicht beirren und setzen das Geschäft weiter fort, wenn auch in einigen Fällen nur zum Teil. Genau diese Unternehmen führt die Elite-Uni in der öffentlichen „Hall of Shame“ (auch „Liste der Schande“ oder „Prangerliste“ genannt) auf.

Saar-Unternehmen auf amerikanischer „Liste der Schande“

Die Firmen werden dabei in mehreren Kategorien gelistet, von „Rückzug – Klarer Bruch“ bis hin zu „Unternehmen, die sich Forderungen nach Ausstieg/Reduzierung ihrer Aktivitäten widersetzen“. Zu den deutschen Betrieben, die in der „Prangerliste“ stehen, gehören auch die Saar-Unternehmen Globus und Dr. Theiss Naturwaren.

„Sprechen möchte niemand darüber“

Währen gegen Russland viele Sanktionen gelten, fließen weiter Gelder dorthin. „Auch weil Unternehmen Geschäfte machen“, so ein Bericht von „Deutschlandfunk Kultur“. Kritisiert wird darin auch die mangelnde Kommunikation der Betriebe: „Sprechen möchte niemand darüber, schriftlich ist die Rede von Verantwortung und Prüfung“.

Im Saarland seien 35 Firmen bei der IHK aufgeführt, die in Russland Handel betreiben oder Niederlassungen beziehungsweise Produktionsstätten haben. „Reden möchte kaum jemand“, so „Deutschlandfunk Kultur“. „Der IHK sei kein Unternehmen bekannt, das seine Geschäfte in Russland freiwillig eingestellt hätte, solange man nicht gegen die Sanktionen verstoße“, heißt es im Medienbericht auf Grundlage des IHK-Statements.

Auf die Frage nach Interviews bei Saar-Unternehmen hätte „Deutschlandfunk Kultur“ oft die Antwort „Nein“ gehört. Die Begründungen zum Teil: Man wolle nicht in der Öffentlichkeit stehen. „Statt der Einwilligung in ein Interview kommt von vielen Unternehmen ein schriftliches Statement“.

Beispiel Globus

Auch im Falle von Globus hätte man kein Interview, sondern lediglich ein schriftliches Statement erhalten. „Die Ereignisse in der Ukraine verurteilen wir und die Entwicklungen der letzten Wochen haben uns sehr erschüttert“, heißt es darin unter anderem. Man arbeite mit „Hilfsorganisationen und privaten Initiativen zusammen“, so Globus weiter. „Als Reaktion haben wir unsere Investitionen in neue Projekte und unsere Expansion in Russland gestoppt“. Derweil konzentriere man sich „auf die Grundversorgung der Menschen vor Ort und deren Zugang zu Lebensmitteln“.

Jenes Statement ähnelt einer Antwort, die die „SZ“ auf eine entsprechende Anfrage bei Globus erhalten hatte. Man habe den Beschäftigten in Russland gegenüber Verantwortung, hieß es zu dem Zeitpunkt. Globus wolle zudem die „Grundversorgung der Menschen sicherstellen“. Bedeutet also: Das Geschäft in Russland läuft weiter.

Auch das saarländische Unternehmen „Dr. Theiss Naturwaren“ befindet sich auf der „Prangerliste“. Ende März hatte „Dr. Theiss Naturwaren“ das weitere Engagement in Russland und Belarus ebenso mit Verantwortung gegenüber den Beschäftigten gerechtfertigt. Es gelte, die Arbeitsplätze zu erhalten, so gut es gehe. Zudem verwies das Homburger Unternehmen zu dem Zeitpunkt darauf, dass man „versorgungsrelevante Produkte“ herstelle und die Bevölkerungen in Russland und Belarus mit wichtigen Gesundheitsprodukten versorge.

„Deutschlandfunk Kultur“ kritisierte hier: „Mit Guiseppe Nardi, dem Geschäftsführer von Dr. Theiss Naturwaren, ist lediglich ein Hintergrundgespräch möglich, aus dem Nichts veröffentlicht werden darf“.

„Es geht offenbar auch anders“

Doch „es geht offenbar auch anders“, so der Medienbericht. Der Beitrag bezieht sich an dieser Stelle auf die Sanitärfabrik von Villeroy & Boch in Mettlach. In Bezug auf Geschäftsbeziehungen nach Russland schickte Markus Warncke vom Vorstand des Keramikherstellers dem Bericht zufolge dieses Statement:

„Villeroy & Boch betreibt in der Ukraine und in Russland keine Produktionsstätten“. Aktuell bestehe ein Auftragsstopp für Russland, Weißrussland und die Ukraine. „Bestehende Lieferverträge haben wir gekündigt“, wird Warncke zitiert. „Bis auf Weiteres“ lasse man das Geschäft hier ruhen.

Teilweise sei der Keramikhersteller vom Embargo gegen Luxusgüter betroffen. Doch für alle weiteren Verträge habe der Vorstand „hier eine vollkommen freiwillige Entscheidung getroffen“, so „Deutschlandfunk Kultur“. Offenbar gebe es „doch ein Unternehmen, das diesen Schritt gegangen ist und die Geschäfte in Russland freiwillig eingestellt hat“. Die abschließende Kritik des Berichts: „Kein gangbarer Weg“ scheine das freiwillige Einstellen des Russland-Geschäfts für andere Firmen an der Saar zu sein.

Den gesamten Bericht von „Deutschlandfunk Kultur“ gibt es an dieser Stelle zum Nachlesen.

Verwendete Quellen:
– Deutschlandfunk Kultur
– eigene Berichte