Korruption im Saarbrücker Stadtrat nur erfunden? Welker will Gerüchte selbst gestreut haben

Der GIU-Geschäftsführer Martin Welker behauptet, dass er die Gerüchte um eine Bestechung im Saarbrücker Stadtrat selbst in Umlauf gebracht habe. Demnach habe er sich an den fraglichen Mitgliedern von "DIE PARTEI" rächen wollen.
Der Ex-GIU-Chef Martin Welker habe sich mit den Bestechungsgerüchten an den PARTEI-Politikern für eine Diffamierungskampagne im Fraktionsmagazin "UWE" rächen wollen. Fotos: BeckerBredel & SOL.DE
Der Ex-GIU-Chef Martin Welker habe sich mit den Bestechungsgerüchten an den PARTEI-Politikern für eine Diffamierungskampagne im Fraktionsmagazin "UWE" rächen wollen. Fotos: BeckerBredel & SOL.DE

Ex-GIU-Chef will Korruption im Stadtrat erfunden haben

Der mutmaßliche Korruptionsfall im Saarbrücker Stadtrat soll laut dem angeblich beteiligten Ex-GIU-Chef Martin Welker nur erfunden sein. Wie SR, SZ und Bild-Zeitung berichten, erklärte der umstrittene ehemalige Geschäftsführer in einer Stellungnahme in der GIU-Aufsichtsratssitzung, dass er die Geschichte selbst in Umlauf gebracht habe.

Welker habe sich mit den Gerüchten an PARTEI-Mitgliedern rächen wollen

Das Gerücht lautete wie folgt: Welker habe die beiden Stadtratsmitglieder von „DIE PARTEI“ mit je 800 Euro geschmiert, damit sie für die Erweiterung der Fußgängerzone stimmen. Mit der „haltlosen“ Story habe Welker sich an den Satirepolitikern rächen wollen. Der Anlass: In der Fraktionszeitschrift „UWE“ hatten die beiden sich wiederholt über den GIU-Chef lustig gemacht. In der Stellungnahme habe Welker sich gar als Opfer einer Diffamierung inszeniert.

Foto: SOL.DE

Bestechungsvorschlag war offenbar nur ein betrunkener Scherz

Die Idee für die „Finte“ sei nach der Sitzung im Juli 2022 entstanden, in der der Stadtrat mit einer knappen Mehrheit für die Erweiterung gestimmt hatte. Der GIU-Chef habe im Anschluss einen Empfang im Ludwigspark organisiert, wobei er zwei „angetrunkene Herren“ getroffen habe, die über ihn witzelten – die beiden FRAKTION-Mitglieder Michael Franke und Sven Sonnhalter. Diese hätten ihm – offenbar im Scherz – vorgeschlagen, dass er für 800 Euro eine Anzeige im „UWE“-Magazin schalten könne. Dann werde man positiv über ihn berichten. Da das Magazin von Steuern finanziert ist, könne man statt der bezahlten Anzeige einfach eine leere Seite drucken.

Welker habe Geschichte absichtlich gestreut

Welker habe das Angebot zwar als Scherz wahrgenommen, auf dem Nachhauseweg sei ihm jedoch die Idee gekommen, diesen für einen „Denkzettel“ zu nutzen. Daraufhin habe er bei mehreren Personen die Bestechungsgeschichte gestreut. Er habe dabei unter anderem seinen Co-Geschäftsführer Heinz-Peter Klein gewählt, da dieser gern „tratsche“. Dass Medien und Staatsanwaltschaft den Gerüchten Glauben schenken, habe er nicht für möglich gehalten, erklärte er gegenüber dem SR.

Welker habe sich durch die Berichterstattung im Magazin „UWE“ diffamiert gefühlt. Foto: SOL.DE

Droht Welker nun Verfahren wegen falscher Verdächtigung?

Michael Franke von „DIE PARTEI“ bestätigte dem SR, dass das Treffen beim Empfang tatsächlich stattgefunden habe. An Gesprächsinhalte könne er sich nicht erinnern. Welkers Erklärung wolle er zunächst mit seinem Anwalt prüfen.

Dem Ex-GIU-Chef könnte ein weiteres Verfahren wegen falscher Verdächtigung drohen. Denn obwohl er die angebliche Bestechung nicht selbst publik gemacht hatte, war diese dennoch bei der Generalstaatsanwaltschaft gelandet. Die Polizei durchsuchte etwa die Räume der Fraktion im Rathaus. Welker selbst sei bislang nicht befragt worden. Alle Beteiligten hatten die Vorwürfe zurückgewiesen.

GIU-Aufsichtsrat stimmte für Rauswurf

Der GIU-Aufsichtsrat hatte vor wenigen Tagen für die fristlose Entlassung von Welker gestimmt. Der 54-Jährige war bereits vor dem Korruptionsskandal umstritten. Grund waren etwa illegaler Waffenbesitz sowie Preisabsprachen beim Bau des Ludwigsparks und ein ominöser Koffer voll Geld auf seinem Dachboden.

Verwendete Quellen:
– Saarländischer Rundfunk
– Eigene Artikel