Gespräche zu Ford-Nachfolge in Saarlouis – Rehlinger sieht weiter Zukunft für Standort

Der Ärger über die Entscheidung von Ford gegen den Autostandort Saarlouis ist groß im Saarland. Ministerpräsidentin Rehlinger ist derweil zuversichtlich, dass es auch ohne den US-Autobauer weitergehen kann. Doch viele Fragen sind noch offen.
Ministerpräsidentin Rehlinger ist zuversichtlich, dass es in Saarlouis auch ohne den US-Autobauer weitergehen kann. Fotos: (links) picture alliance/dpa/Oliver Berg | (rechts) picture alliance/dpa/Harald Tittel
Ministerpräsidentin Rehlinger ist zuversichtlich, dass es in Saarlouis auch ohne den US-Autobauer weitergehen kann. Fotos: (links) picture alliance/dpa/Oliver Berg | (rechts) picture alliance/dpa/Harald Tittel

Rehlinger sieht weiter Zukunft für Standort Saarlouis

Auch nach dem Nein des Ford-Konzerns zur künftigen Autoproduktion im Saarland ist Saar-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) von einer Zukunft des Industriestandorts Saarlouis überzeugt. „Die Stärken, die dieser Standort aufweist, sind nicht weg, nur weil Ford sie nicht für sich sehen wollte“, sagte die Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Dies werde von anderen Interessenten durchaus erkannt: „Wir führen auch akut und aktuell schon Gespräche“, sagte Rehlinger. Entscheidend dabei sei die Frage, wann welche bisher von Ford genutzten Flächen verfügbar seien.

Am 22. Juni hatte der US-Autobauer bekannt gegeben, dass die Modelle für neue Elektroautos künftig in Valencia und nicht im Saarland gebaut werden sollen. Damit ist der Standort in Saarlouis mit seinen 4.600 Mitarbeiter:innen nur bis 2025 gesichert – dann läuft dort die Herstellung des Verbrenner-Modells Ford Focus aus. Zudem gelten rund 2.000 Arbeitsplätze bei Zulieferern als gefährdet.

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Nachfolgelösungen möglich?

Wenn sich Ford seiner Verantwortung stelle und man „vernünftige Regelungen“ in der Flächenfrage erreiche, dann sei sie „durchaus optimistisch“, dass man in Saarlouis für Nachfolgelösungen sorgen könne, sagte Rehlinger. Sie habe eine „klare Erwartungshaltung“, dass Ford „nicht noch die Zukunft für Mitarbeiter verbaut, weil man nicht verhandlungs- und abschlussfähig ist“. Gespräche zwischen Ford und dem Land über die Industrieflächen fänden „auch aktuell statt“.

Rehlinger sagte, es sei „natürlich schön, wenn wir jetzt den einen großen Player bekämen, der passenderweise auch zum richtigen Zeitpunkt noch ersatzweise in die Produktion einsteigen würde“. Sie betonte jedoch: „Es kann aber auch sein, dass es nicht der eine Große ist, sondern dass es mehrere Mittelgroße sein werden.“ Dies könne auch Vorteile bieten. Es gebe in Saarlouis nicht nur erschlossene Industrieflächen, sondern auch „eine gut ausgebildete, hoch motivierte und flexible Mitarbeiterschaft“.

Erhalt der Arbeitsplätze

Die Regierung verspreche, alles dafür zu tun, dass in Saarlouis „weiterhin eine namhafte Zahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Arbeitsplatz finden kann“. Für die anderen wolle man mit Partnern dafür sorgen, dass es an anderer Stelle eine Möglichkeit gebe. „Wir leben in einer Zeit des Fachkräftemangels“, sagte sie. Deswegen seien Weiterbildung und Qualifizierung nötig. „Ich hoffe, dass uns das fast lückenlos gelingt. Das wird sicherlich nicht ganz einfach sein.“

Derzeit keine Abfindung für Saarlouiser Ford-Beschäftigte

Sie sei „zunächst einmal enttäuscht und wütend“ über Ford gewesen, sagte Rehlinger. Dies sei aber kein emotionaler Zustand, in dem man verharren dürfe. Was sie bisher von Ford zu Arbeitsplätzen am Standort gehört habe, sei „mehr als enttäuschend, rundet allerdings das Bild, das ich in den letzten Wochen bekommen habe, bedauerlicherweise ab“. Sie werde das Unternehmen Ford, das über viele Jahre dank des Engagements der Mitarbeiter:innen gute Autos hergestellt habe, nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Sie gehe davon aus, dass die Betriebsvereinbarung zur Arbeitsplatzgarantie bis Mitte 2025 eingehalten werde. „Alles andere wäre ein handfester Skandal“, sagte Rehlinger.

Angst vor vorzeitigem Aus

Derweil sagte dem „SR“ zufolge Markus Thal, Betriebsratsvorsitzender bei Ford Saarlouis, in der vergangenen Woche: „Die Menschen stellen sich existenzielle Fragen und dann ist das gepaart mit einer Ratlosigkeit, einer Wut und einer Enttäuschung“. Von Woche zu Woche werde die Stimmung schlechter. Auch gehe die Angst um, dass schon vor Mitte 2025 in Saarlouis Schluss sein könnte. Hintergrund ist nach Angaben des Senders ein aktueller Bestellstopp für das Focus-Modell – wegen langen Wartezeiten bei Bestellungen, so die Begründung des Unternehmens. Darüber hinaus soll die Produktion an der Saar nach den Sommerferien gesenkt werden.

Verwendete Quellen:
– Deutsche Presse-Agentur
– eigene Berichte
– Saarländischer Rundfunk