Mehrere Betriebe im Saarland stehen vor dem Aus – Perspektivlosigkeit, hohe Mietkosten und mehr
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Aus für mehrere „Unverpackt“-Läden im Saarland
Rückblick in den Sommer 2022: Im Saarland informieren gleich mehrere „Unverpackt-Läden“ über ihre jeweilige Geschäftsaufgabe. Davon zuletzt im September betroffen: „Unverpackt Saar“ in Saarlouis. Man müsse sich „der Realität stellen“, angefangen mit einer „unvorhersehbaren Pandemie“, dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine, der Inflation, Veränderungen beim Kaufverhalten sowie Problemen bei Lieferketten und stark gestiegenen Rohstoffpreisen, so die Begründung für das Aus.
Orsay macht Filialen dicht
Ebenfalls im Sommer meldet die Modekette Orsay Schließungen. Deutschlandweit müssen 130 Standorte dichtmachen, darunter die Filiale in der Europa-Galerie in Saarbrücken und der Standort im Saarpark-Center Neunkirchen. Der Grund für die Entscheidung: weiterer Konsumrückgang bei den Verbraucher:innen durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Zuvor hätte die Pandemie das Geschäft bereits stark belastet.
Villeroy & Boch Fliesen GmbH schließt Merziger Werk
Eigentlich war für das Merziger Werk der Villeroy & Boch Fliesen GmbH eine Standortsicherungsvereinbarung bis März 2023 vorgesehen. Die Fliesenproduktion am traditionsreichen Standort stand allerdings schon Ende August 2022 still. Davon betroffen: rund 200 Mitarbeiter:innen. Die Produktion werde in das Stammwerk der Eczacibasi-Gruppe in die Türkei verlegt, zu der V&B Fliesen seit 2007 mehrheitlich gehört, hieß es. Als Gründe nannte das Unternehmen „extrem hohe Kosten für Energie, Transporte, Verpackung und Rohstoffe“ sowie „das hohe Lohnniveau in Deutschland“. Für die in Merzig betroffenen Beschäftigten war ein Sozialplan getroffen worden.
Weitere Betriebe im Saarland stehen vor dem Aus
Doch auch Monate später – zum aktuellen Zeitpunkt – stehen weitere Betriebe im Saarland vor dem Aus. Unter anderem trifft es Gastronomie und Einzelhandel.
Einziges Restaurant in St. Ingbert-Rentrisch schließt zum Jahresende
Über die Facebook-Seite teilte das Restaurant im Kulturhaus in St. Ingbert-Rentrisch mit: „Wie viele ja bereits durch Gespräche und Gerüchte mitbekommen haben, werden wir zum 31.12.2022 das Restaurant schließen“. Im Gespräch mit der „SZ“ verriet der Betreiber Martin Hall: Ihm mache die Perspektivlosigkeit zu schaffen. „Einfach anders“ hätte er sich den Betrieb des eigenen Restaurants erträumt. Etwa wisse er nicht, welche Energiekosten zu erwarten seien, wenn Ende des Jahres die Strom- sowie Gasrechnung ansteht. Darüber hinaus waren viele Events coronabedingt ausgefallen, so ein weiterer Grund.
Aus für „Horst“ in Saarbrücken
Ebenfalls zum Jahresende schließt die beliebte Saarbrücker Kneipe „Horst“. Der Grund für das Aus: „Der Vermieter möchte in der Horst-Location in Zukunft eine höhere Miete erzielen“, so die Gastro-Betreiber auf Facebook. Daher habe er der Bar den Mietvertrag gekündigt. Die Betreiber sehen sich dieser Entscheidung nach eigenen Angaben machtlos gegenüber. Man hätte gerne weitergemacht, aber jetzt sei es leider vorbei mit dem „Horst“. Auf Social Media ist derweil die Empörung groß.
„Loup“-Store in Saarbrücken schließt
2011 ging am St. Johanner Markt in Saarbrücken der inhabergeführte Fashion-Store „Loup“ an den Start. Nach einem coronabedingten Umzug an den „Lyonerring“ folgt in Kürze, mehr als eine Dekade nach der Eröffnung, die Einstellung des Betriebs. Der „Loup“-Store schließt demnach im Januar seine Türen. Für Inhaber Ludwig Schöpf, der den Laden im Alleingang führt, sei das Geschäft inzwischen ein Kampf. Den guten Umsatz würden die Kosten fast wieder auffressen. Zwar habe der Umzug die zuvor hohe Miete gesenkt. Doch jetzt kommen noch gestiegene Energiekosten auf den Laden zu.
City Papeterie in Saarbrücken vor dem Aus
Auch die „City Papeterie“ in Saarbrücken steht vor dem Aus. Zum Jahresende soll der Laden geschlossen werden. Über die vielen Gründe informiert ein Schild:
Noch Fragezeichen über Galeria Karstadt Kaufhof
Galeria Karstadt Kaufhof muss zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen. Das könnte für viele Warenhäuser das Aus bedeuten. Bei mehr als 40 der insgesamt 131 verbliebenen Häuser soll der Rotstift angesetzt werden. Fest steht bislang: Einem Manager zufolge müsse das Filialnetz um „mindestens ein Drittel“ reduziert werden, um das Unternehmen zu retten. Das betreffe Filialen, die angesichts von Inflation, Energiekosten und Konsumflaute „auf absehbare Zeit nicht mehr profitabel zu betreiben sind“.
Ob auch die Standorte in Saarbrücken betroffen sind, ist aktuell noch unklar. Nach Einschätzung der Gewerkschaft Verdi gebe es zumindest Hoffnung für die Häuser. Aufgrund ihrer Lage in der Fußgängerzone hätten sie so eine Daseinsberechtigung. Allerdings müssten sich die Filialen stärker spezialisieren, teilte Gewerkschafter Alex Sauer der „SZ“ mit. Laut einem „Handelsblatt“-Bericht soll Karstadt hingegen auf einer „Schließliste“ sein.
Verwendete Quellen:
– eigene Berichte