Was Saarbrücken für Victoria und Marcel („Saarbrücker Kompass“) einzigartig macht

Sie haben den Kompass für Saarbrücken: Wer könnte sich also besser in der Stadt auskennen? Wir haben mit Victoria Hemsing und Marcel Becker gesprochen. Ihr "Saarbrücker Kompass" ist äußerst beliebt. Dort und in ihrer Kolumne bei SOL.DE geben die beiden regelmäßig Insider-Tipps für Gastronomie und Ausflüge. Hier ist unser "Stadt-Gespräch".
Victoria Hemsing und Marcel Becker vom Saarbrücker Kompass
Saarbrücken-Kenner: Victoria Hemsing und Marcel Becker vom Saarbrücker Kompass. Foto: Céline Lehnert
Victoria Hemsing und Marcel Becker vom Saarbrücker Kompass
Saarbrücken-Kenner: Victoria Hemsing und Marcel Becker vom Saarbrücker Kompass. Foto: Céline Lehnert

Frage: Euer Leitspruch auf eurem Blog heißt: „Mit uns Saarbrücken neu entdecken“. Welche neuen Blicke auf die Stadt könnt ihr bieten?

Victoria: Unser Blick ist vor allem kulinarisch. Wir stellen neue Restaurants und Gastronomien auf unserem Blog, hier auf SOL.DE und auf unserem Instagram saarbruecker_kompass vor. Wir zeigen alteingesessene Lokale und regen dazu an, einfach mal Neues zu entdecken. Wir blicken aber auch über den kulinarischen Tellerrand und geben gerne Tipps zu Wanderungen, Ausflügen und Aktivitäten in und um Saarbrücken.

„Französischer Einfluss begeistert Freunde, die uns besuchen“

Frage: Wenn es jemand wissen muss, dann ihr: Was macht Saarbrücken eurer Meinung nach zu einer einzigartigen Stadt?

Marcel: Das ist für uns ganz klar das Savoir-vivre-Lebensgefühl! Hier in Saarbrücken wird einfach gerne gegessen und getrunken und gesellig zusammengesessen. Das ist im Deutschlandvergleich bei weitem nicht selbstverständlich und wird von Freunden, die uns im Saarland besuchen, immer bewundert. Der französische Einfluss und die Vorliebe für Genuss sind in Saarbrücken auf jeden Fall präsent.

Das Foto zeigt Victoria vom "Saarbrücker Kompass"

Typische Handbewegung: Victoria und Marcel testen liebend gerne Restaurants in Saarbrücken. Foto: Saarbrücker Kompass

Frage: Wenn ich neu in die Stadt komme und habe einen Tag Zeit: Was muss ich unbedingt sehen, um Saarbrücken zu „verstehen“?

Marcel: Auch hier empfehlen wir den kulinarischen Zugang. Starte in einem der zahlreichen schönen Frühstückskaffees z.B. dem Café Batela in der Mainzer Straße. Ein schöner Tisch am Fenster und dabei gemütlich die Passanten beobachten, die zur Arbeit und dem Einkauf in die Stadt eilen oder schlendern. Danach ein gemütlicher Spaziergang durch das Nauwieser Viertel und rund um den Markt. Dort gibt es die schönsten inhabergeführten Geschäfte wie zum Beispiel The Broom, den Wildside Store oder die Papetiere Ballin. Danach geht’s zum Mittagessen in eine der Gässchen rund um den Markt, etwa ins Rizzo oder zu Gemmels Töchter.

„Nicht vergessen: Mit den Leuten quatschen und ein Glas Crémant trinken“

Victoria: Bei alledem nicht vergessen, hier und da mit den Leuten zu quatschen und das erste Gläschen Crémant zu trinken. Zur Verdauung geht es entlang an der Saar bis zum Ulanen-Biergarten. Hier mit einem Saarbrücker Zwickel im Biergarten bei sanften Gitarrenklängen den Nachmittag verbringen. Zum Abendessen zu Fuß weiter Unter die Linde in St. Arnual und du lernst nochmal eine ganz andere Seite Saarbrückens kennen.

Frage: Auf manche wirkt Saarbrücken hässlich – viele Zweckbauten, die Autobahn mitten durch die Stadt. Warum muss man die Stadt trotzdem lieben?

Marcel: Ja, Saarbrücken hat viele wirklich grausame Ecken und brutale Infrastruktur, die auch die Entwicklung in verschiedenen Richtungen entscheidend hemmt. Die Folge ist aber, dass sich ein Großteil des Stadtlebens auf einen recht überschaubaren Bereich konzentriert, innerhalb dessen es dann richtig schön wuselig ist und man mit großer Wahrscheinlichkeit auch immer Freunde und Bekannte trifft. Und ruckzuck sitzt man gemeinsam bei einem Glas Wein in der Sonne und der Nachmittag zieht dahin. Das ist schon liebenswürdig.

Das Foto zeigt Marcel vom Saarbrücker Kompass

Prost auf die guten Gastronomie-Adressen in Saarbrücken. Marcel und Victoria lieben gute, inhabergeführte Lokale. Foto: Saarbrücker Kompass

Frage: In eurem Blog geht es auch sehr viel um kulinarische Adressen. Wie gut ist es denn ums Essen bestellt in Saarbrücken?

Victoria: Insgesamt gibt es in Saarbrücken viele gute Adressen und ein ausgeprägtes Genussbewusstsein der Menschen. Wir finden dennoch, dass die Saarbrücker stolzer sein könnten auf ihre Kulinarik und auch ihre Sterne-Häuser. Wir versuchen unseren Beitrag zu leisten, in dem wir besondere inhabergeführte Restaurants vorstellen, die Wert auf Regionalität und Handwerk legen.

„Zuwachs der Systemgastronomie sehen wir mit Sorge“

Marcel: Wir beobachten aber auch mit Sorge die vielen neuen Angebote an Systemgastronomie im Innenstadtbereich. Hier fehlt uns oft der persönliche Bezug zu den Inhabern und auch das Herzblut der Mitarbeitenden. Die Restaurants wirken so oft recht seelenlos und entsprechen nicht unserer Vorstellung von Savoir-vivre in Saarbrücken. Dennoch haben auch in den vergangen zwei Jahren einige neue inhabergeführte Restaurants eröffnet, die ein besonderes kulinarisches Angebot bieten, wie beispielsweise der Handelshof oder auch das Nori.

Frage: Stellt euch vor, ihr werdet zur Oberbürgermeisterin oder zum Oberbürgermeister gewählt: Was würdet ihr in der Stadt verändern?

Marcel: Das ist zumindest für mich einfach: Autobahn übertunneln – die Stadtmitte am Fluss wäre mittlerweile längst fertig, die Kredite weginflationiert und die Verbindung zwischen St. Johann und Altsaarbrücken geschaffen. Der Gang über alle Saar-Brücken ist einfach leider immer noch ein unangenehmes Erlebnis aufgrund der Lautstärke und er Betonwüsten rundum.

Victoria: Eine stärkere Einbindung Alt-Saarbrückens in das Stadtkonzept würde neue Kerne für Handel und Gastronomie schaffen, die Mietensituation am Markt entspannen und so hoffentlich mehr Chancen für Neueröffnungen und -gründungen bieten. Die Mainzer Straße macht zurzeit vor, wie Entwicklungsimpulse erfolgreich gestaltet werden können.

Das Foto zeigt Marcel und Victoria vom Saarbrücker Kompass

Auch das testen die beiden schon mal: Kommt man mit dem Zug von Saarbrücken nach Marseille? (Funktioniert übrigens) Foto: Saarbrücker Kompass

Frage: Vieles spielt sich am Sankt Johanner Markt ab, im Nauwieser Viertel, vielleicht noch in St. Arnual. Habt ihr auch Tipps für die weniger glanzvollen Stadtviertel wie den Saarbrücker Westen mit Burbach oder Gersweiler, Dudweiler oder Halberg?

Victoria: Kulinarische Tipps haben wir dort in der Regel keine. Wir sind in diesen Stadtvierteln aber gerne zur Erholung unterwegs und drehen eine Runde um den Burbacher Weiher, dem Dudweiler Bartenweg oder der Bischmisheimer Höhe.

Frage: Mit dem “Saarbrücker Besen” habt ihr der Stadt sogar ein eigenes Kartenspiel geschenkt. Wie habt ihr die Stadt darin verewigt?

Marcel: Auf viele Weisen! Der Saarbrücker Löwe ist mit dabei, die Fische der Saar, die Tauben des St. Johanner Markts und sogar die Bruch-Brauerei. Anstatt Bube, Dame und König gibt es in unserem Kartenspiel typische Menschen aus Saarbrücken wie Musiker, eine Künstlerin, Ruderer und und und. Es sind außerdem viele kleine Details versteckt, die man als Saarbrücker:in entdecken kann.

Frage: Zum Schluss: Wo ist eurer Lieblingsort in Saarbrücken?

Beide: Das ist unser eigenes Zuhause hier in Saarbrücken. Wir haben eine tolle Nachbarschaft mitten in der Stadt und es ist immer etwas los.

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Mehr von Victoria und Marcel

Die Kolumne von Victoria und Marcel bei SOL.DE und alle bisherigen Texte der beiden findet ihr hier. Regelmäßig entdecken sie kulinarische Adressen oder nehmen unsere Leser:innen mit auf Ausflüge in die Region. Noch ausführlichere Informationen gibt es in ihrem Blog Saarbrücker Kompass. Am aktuellsten könnt ihr den beiden auf ihrem Instagram-Account folgen. Dort gibt es fast täglich etwas zu entdecken.

Victoria und Marcel vom Saarbrücker Kompass